Eva Weissenberger, "News"-Chefredakteurin seit 2015, geht.

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Esther Mitterstieler übernimmt.

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Wien – "News" irrt in seiner letzten Ausgabe 2016. Sie enthält nicht "Alles, was Sie über das neue Jahr wissen müssen": Ab Februar 2017 kommt schon wieder ein neues "News" auf die derzeit rund 421.000 Leser zu. Eines, das nach der etwas radikalen Beruhigung vor zwei Jahren wieder "kantiger" werden soll und sich auf alte Eigenheiten besinnt.

Horst Pirker, Geschäftsführer und neuerdings Mehrheitseigentümer von Österreichs marktbeherrschendem Magazinkonzern, hat 2015 Eva Weissenberger als Chefredakteurin von der "Kleinen Zeitung" geholt nach vielen, vielen Chefredakteuren in der Tradition von Gründer Wolfgang Fellner – um ein ganz neues "News" aus "News" zu machen. Entspannte Wochenendlektüre am Samstag statt aufgeregter Infoillustrierten am Donnerstag.

Kühnes Konzept

"Ein kühnes Konzept" hat Weissenberger da durchgezogen, sagt Pirker. Er hat diese neue Positionierung weg vom lauten Boulevard maßgeblich vorgegeben und Weissenbergers Konzept abgenickt.

Nun sagt Pirker, auch er habe den "genetischen Code" des einst von Wolfgang und Helmuth Fellner (heute: Mediengruppe Österreich) gegründeten Magazins nicht genug beachtet. Als "konstituierende Elemente" nennt er heute Politik, Aufdeckung, Chronik und Society.

Kommen und Gehen

Um ihr Konzept umzusetzen, trennte sich Weissenberger von einer Reihe altgedienter Mitarbeiter, manche seit dem lauten Start 1992 an Bord. Und sie holte Vertraute – Julia Ortner als Stellvertreterin vom ORF, Artdirector Christian Sulzenbacher vom "Falter".

Von der Wiener Stadtzeitung, in deren Politikressort Weissenberger gearbeitet hatte, bevor sie zum ORF wechselte, kamen noch mehr: Wolfgang Kralicek als Textchef und Christopher Wurmdobler. Vom STANDARD übersiedelte Lifestyle-Autor und Gastrokritiker Severin Corti zu "News". Von Servus TV kam Rainer Fleckl als Chronikchef. Esther Mitterstieler, nach zwei Jahren als Chefredakteurin des "Wirtschaftsblatts" gerade Buchautorin, stieß als Mitglied der Chefredaktion dazu.

Nun, knapp zwei Jahre danach, gehen viele von ihnen wieder. Das hat bei manchen mit dem Sozialplan der Verlagsgruppe News zu tun, der rund zehn Millionen Euro und an die 100 Mitarbeiter einsparen soll, damit die Verlagsgruppe News nach mehreren Verlustjahren wieder in die schwarzen Zahlen kommt.

Die Abgänge sollen aber nach unbestätigten STANDARD-Infos vor allem mit internen Spannungen zwischen dem Führungsteam – Weissenberger, Ortner, Sulzenbacher – und der Mannschaft zu tun haben. Jedenfalls mit dem Abgang Weissenbergers, Ortners und Sulzenbachers, die nach Infos aus der Verlagsgruppe auf eigenen Wunsch mit Februar ausscheiden, kaum zwei Jahre nach Dienstantritt.

Sparen für "News"

Pirker versichert, ihr Abschied habe weder mit der Ausrichtung des Magazins noch mit der wirtschaftlichen Performance zu tun. "News" soll vorerst weiter einstellige Millionenverluste ausweisen. In anderen Magazinredaktionen der Verlagsgruppe hätte mancher eine Einstellung des namengebenden Nukleus der News-Gruppe lieber gesehen, als im laufenden Sparpaket – so der Eindruck – für "News" mitsparen zu müssen.

"Kantiger" soll nun Esther Mitterstieler das Heft machen. Sie übernimmt die Chefredaktion mit Februar – und eine deutlich dezimierte Mannschaft. Sie war ab 2006 beim "Wirtschaftsblatt", 2012/13 als Chefredakteurin. Als der Mutterkonzern Styria "Presse" und "Wirtschaftsblatt" zusammenlegte, ging Mitterstieler. Das "Wirtschaftsblatt" wurde Anfang September 2016 eingestellt.

Laune heben 2017

Wohin es Weissenberger, Koautorin einer Biografie von STANDARD-Herausgeber Oscar Bronner, und Ortner zieht, ist vorerst nicht bekannt. Zuletzt wurde Weissenberger immer wieder für ORF-Funktionen genannt, etwa als Channel-Managerin für ORF 2. Sie soll eine gute Gesprächsbasis mit Kathrin Zechner verbinden. Zechner freilich ist nur bis Jahresende ORF-Fernsehdirektorin und ab 2017 Programmdirektorin, die nach bisherigen Plänen nicht mehr für die TV-Information zuständig sein dürfte. Die Channel-Manager wiederum sollen der ORF-Generaldirektion zugeordnet werden.

In ihrem Editorial empfiehlt Weissenberger ihren Lesern für 2017, "um Ihre Laune zu heben: Zeitung lesen, tanzen lernen und Gatschlaufen. Oder doch lieber Zeit für sich nehmen." (fid, 21.12.2016)