Warum nach Weihnachten besonders viele Menschen sterben, ist für die Wissenschaft ein Rätsel.

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Wenn zu Weihnachten die Glöckchen läuten, der Glühwein gut schmeckt und die Sternspritzer an den Weihnachtsbäumen brennen, sind die meisten Menschen froh. Dabei wissen viele nicht, dass gerade zu dieser Zeit ein Blick auf die Statistik eher traurig macht, berichtet die "Washington Post". Die Wahrscheinlichkeit zu sterben sei demnach zu keiner Zeit im Jahr so hoch wie zwischen Weihnachten und Silvester.

Auf diese Tatsache ist der Soziologe David P. Phillips beim Durchkämmen amerikanischer Sterbeurkunden zufällig gestoßen – mittlerweile wurden die Daten von Untersuchungen der Centers for Disease Control and Prevention und anderen großen Studien bestätigt.

Die Spekulationen über die Ursachen sind vielfältig: Zu Weihnachten sei der Stress groß, die Menschen überfressen sich und trinken zu viel Alkohol, glauben die einen. Die anderen machten lange Zeit das Wetter verantwortlich. Denn je kälter die Temperaturen, desto anfälliger ist der menschliche Körper für Herzinfarkte, Grippe und andere Krankheiten, von denen er sich nicht oder nur schwer erholen kann.

Jahreszeit und Wetter trennen

Eine neue Studie, die nun im "Journal of the American Heart Association" erschienen ist, zeigt jedoch, dass das kalte Wetter – wie von vielen Ärzten und Forschern angenommen – nicht für den Anstieg der Todesfälle in dieser Zeit verantwortlich ist.

Die Forscher haben versucht, die Jahreszeit und das Wetter getrennt voneinander zu betrachten. Dafür wurden Todesdaten aus Neuseeland, also der südlichen Hemisphäre, untersucht – dort fällt Weihnachten in den Sommer. Und siehe da: Auch bei höheren Temperaturen war die Todesrate zwischen 25. Dezember und 7. Jänner um 4,2 Prozent erhöht.

Was die Forscher um Josh Knight von der Universität Melbourne im Zuge ihrer Untersuchung noch festgestellt haben, ist ebenfalls ungewöhnlich: Menschen, die während der Weihnachtszeit daheim oder im Krankenhaus an einer Herzkrankheit sterben, sind um fast ein ganzes Jahr jünger als jene, die während des restlichen Jahres das Zeitliche segnen.

Philosophischer Erklärungsansatz

Viele weitere Erklärungen sind noch unerforscht, sagt Knight. Etwa dass an den Feiertagen Krankenhäuser oft unterbesetzt sind oder viele Menschen zu Weihnachten und Silvester sich schlichtweg keine Hilfe suchen.

Und noch eine Erklärung hat der Forscher parat: Es könnte sein, dass viele todkranke Patienten über die Feiertage "durchhalten", um das Fest noch mit ihren Lieben verbringen zu können. "Danach fühlen sie sich vielleicht dazu bereit, loszulassen und sich zu verabschieden", so seine These. Die Fähigkeit mancher Menschen, ihr Todesdatum zu beeinflussen, wurde in Studien sowohl bestätigt als auch widerlegt. "Sie bleibt aber eine mögliche Erklärung für die erhöhten Todeszahlen an den Feiertagen", so Knight. (bere, 23.12.2016)