Ist da jemand? ORF-General Alexander Wrabetz am 24. Dezember am "Licht ins Dunkel"-Spendentelefon. 2017 könnte ein bisschen Licht in die künftige Finanzierung des ORF kommen – und die Besetzung vieler Jobs. Da sind einige. Im Hintergrund rechts zum Beispiel Langzeit-Innenpolitikchef Hans Bürger.

Foto: APA/ORF/THOMAS JANTZEN

Wien – Die Programmentgelte des ORF sollen im Mai um 6,5 Prozent steigen. Zum letzten Mal, sagen SPÖ und ÖVP, in der Form. 2017 geht es um neue Finanzierung, neue Gremien – und um viele neue (und alte) Jobs.

Ein neu geschaffener ORF-Job ist schon wieder weg: Gerald Reischl, der seit Ende 2015 das Futurelab.261 für ORF-Beteiligungen an Start-ups leitete, verabschiedete sich vor Weihnachten mit noch zwei Jahren Vertragsdauer.

Reischl und sein Futurelab waren Projekte von ORF-Finanzdirektor Richard Grasl, der im Sommer bei der Generalswahl Alexander Wrabetz unterlag und – vorerst – ging, um Krone/Mediaprint bei TV-Ideen zu beraten, etwa einer ATV-Übernahme.

Kleines Sparsignal

Als Sparsignal in einer der zähesten Gebührendebatten nutzte Wrabetz das Ende des Futurelabs im Dezember. Die 6,5 Prozent Erhöhung ab Mai 2017 prüft noch die Medienbehörde; die ORF-Gremien stimmten schon zu – im Stiftungsrat auch mit den Vertretern der bis dahin ablehnenden ÖVP.

Neuer Vizedirektor

Dahinter steht meist mehr als öffentlich geforderte Sparmaßnahmen – zum Beispiel Jobs. Ab Jänner zum Beispiel bekommt Roland Weissmann, im September nicht durchgebrachter ÖVP-Wunsch für den kaufmännischen ORF-Direktor, die neu geschaffene Funktion eines Finanzvizedirektors. Vorbild: 2011 wurde der Job eines für Online zuständigen Vizedirektors in der ORF-Technik für FPÖ-Vertrauensmann Thomas Prantner geschaffen.

Wrabetz dachte noch in seiner jüngsten Generalsbewerbung laut nach, die TV-Produktionswirtschaft wieder dem Programm zuzuordnen. Grasl hatte sie 2011 in die Finanzdirektion geholt und mit seinem Büroleiter Weissmann besetzt. Der soll nun Chefproducer bleiben und zusätzlich Vizedirektor werden.

Neue Channel-Chefs

Die TV-Information soll künftig nicht mehr in die Zuständigkeit von Direktorin Kathrin Zechner fallen. Zechner, bisher TV-Direktorin und künftig Programmdirektorin, ließ nach ihrer der Bestellung im September mehrfach durchklingen, dass sie die Information jedenfalls nicht gern aus der Hand gibt.

Das "Bürgerforum" im Dezember, in dem Kanzler Christian Kern und Vize Reinhold Mitterlehner mit heftigem Bürgergrant konfrontiert wurden (samt Redezeit beschränkenden, reichlich nervtötenden Gongs). Am Tag nach dem Hauptabend-Termin fragte im ORF-Publikumsrat Grünen-Vertreterin Eva Blimlinger nach dem geplanten Info-Entzug der künftigen Programmdirektorin.

"Veränderungen" auch ohne "Bürgerforum"

ORF-Chef Wrabetz wies in seiner Antwort nur jeden Zusammenhang mit dem "Bürgerforum" zurück, bestätigte aber die "Veränderungen" und die (schon lange) angekündigte Struktur mit Channel-Managern und -Chefredakteuren auch für ORF 1 und ORF 2. Kolportiert werden für ORF 1 etwa Ö3-Chef Georg Spatt und Lisa Totzauer (ORF-1-Infochefin), für ORF 2 Eva Weissenberger (bisher "News").

Machtvolle Jobs im Hintergrund

Weniger exponiert warten 2017 noch machtvolle Schlüsseljobs auf Nachbesetzung: Der ORF hat etwa keinen Personalchef, seit Reinhard Scolik im Frühjahr 2016 zum Bayerischen Rundfunk wechselte. Scolik leitete zudem die Administration, Recht fiel in seine Zuständigkeit, ebenso die Medienforschung.

Prenner gibt Medienforschung ab, wird Berater

Der Hauptabteilungsleiter der Medienforschung verabschiedet sich gerade eher still von seinem Job: Franz Prenner, einst Gründer der ORF-Vermarkterin Enterprise und zwischendurch ATV-Chef, gibt die Führung der ORF-Medienforschung ab und wird nach STANDARD-Infos für zumindest zwei Jahre Berater des neuen Finanzdirektors Andreas Nadler, wohl in Vermarktungsfragen. Der ORF ließ auf Anfrage dazu nur verlauten: "Wenn Franz Prenner als Leiter der ORF-Medienforschung in Pension geht, ist der ORF bestrebt, seine außerordentliche Expertise und internationales Netzwerk weiterhin für den ORF zu nutzen."

Finanzdirektor besetzt um

Nadlers bisherigen Job als Hauptabteilungsleiter Finanzen wiederum soll seine enge Mitarbeiterin Isabella Harrer-Schoder übernehmen. Auch das Controlling in der Kaufmännischen Direktion steht zur Besetzung an – Controllingchef Hubert Püllbeck wurde für das zeitweilig aus dem Ruder laufende Sanierungsprojekt ORF-Zentrum abgestellt.

Um Finanzen und Controlling des ORF geht es im neuen Jahr auch in der Politik – auch abseits konkreter Besetzungsfragen.

Gremien, Finanzen, Programmauftrag

Medienminister Thomas Drozda hat für Frühjahr 2017 eine ORF-Enquete angekündigt. Themen:

  • ORF-Gremien Thema seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten: ein kleinerer Aufsichtsrat als die bisher 35 Stiftungsräte, und womöglich eine andere Rolle für den Publikumsrat. Die Verkleinerung scheiterte bisher am recht nachdrücklichen Wunsch der Bundesländer, jedes der neun möge im wesentlicheren Aufsichtsgremium vertreten sein. Mögliche Lösung: Ein größerer Rundfunkrat mit allen Bundesländern (statt des Stiftungsrats) beschickt ein kleineres, operativeres Aufsichtsgremium.
  • ein präziserer Programmauftrag und
  • die ORF-Finanzierung. Zum letzten Mal seien ORF-Gebühren in der Form erhöht worden, erklärten Drozda wie auch VP-Mediensprecher Werner Amon. Der ORF hofft auf häufigere, aber geringere Inflationsanpassungen.

Große Sportrechte stehen 2017 an

Für diese letzte Gebührenerhöhung von 6,5 Prozent in alter Form versprach Wrabetz weniger Geld für internationale Sportrechte; ein Muss für ihn freilich Skisport und nationaler Fußball. 2017 geht es wieder um die TV-Rechte des Skiverbands ÖSV, an der Bundesliga – und auch die Champions League steht im Frühjahr an. (fid, 28.12.2016)