Im Wiener Landkrimi spielt Klaus Rott am Donnerstag auf ORF 1 einen gewitzten Familienvater. Zu Silvester haut er wieder als Karli auf den Putz. Dass ihn noch immer viele als Mundl-Sohn grüßen, nimmt er gelassen.

STANDARD: Der Landkrimi ist nach "Braunschlag" und "Altes Geld" Ihr dritter Film mit David Schalko. Wie wurden Sie Teil des Ensembles?

Rott: Eine interessante Frage, die ich mir auch gestellt habe. Ich konnte sie mir nicht beantworten. Er hat mich irgendwann offensichtlich wahrgenommen, eingeladen und dürfte bis heute nicht unzufrieden mit mir sein.

Klaus Rott und Franziska Hackl in David Schalkos Wiener "Landkrimi" "Höhenstraße".
ORF/Superfilm/Ingo Pertramer

STANDARD: Die Polizisten als Bösewichte, dazu eine recht räudige Sexszene – das wäre vor 40 Jahren noch ein handfester Fernsehskandal gewesen. Heute regt das niemanden auf. Schade darum?

Rott: Es sind 40 Jahre vergangen. Mir wird das besonders bewusst, weil vier Tage nach dem Landkrimi Ein echter Wiener geht nicht unter läuft. Das ist eine Zeitreise. Man wurde langsam daran gewöhnt, auszuhalten, was jetzt ist.

STANDARD: Der ORF spielt die Mundl-Silvesterfolge mit Ihnen als Karli jedes Jahr. Schauen Sie zu?

Rott: Nein, da ist mir zu viel Alkohol im Spiel. Dieser Echte Wiener ist eine merkwürdige Sache. Ich hatte im Oktober 75. Geburtstag und spielte aus dem Anlass mit dem Karli Sackbauer ein Soloprogramm, aber jetzt habe ich mich total von ihm verabschiedet. Viele sagen noch heute "Servas, Karli!", wenn sie mich erkennen. 50 Prozent sagen inzwischen: Grüß Gott, Herr Rott.

Dazwischen liegen 48 Stunden und 40 Jahre: Klaus Rott in "Ein echter Wiener" (Silvester im ORF) und dem Landkrimi "Höhenstraße" (Donnerstagabend, 20.15, ORF 1)
Foto: ORF. ORF/Superfilm/Ingo Pertramer

STANDARD: Klingt wie ein schwieriges Verhältnis – der Karli und Sie?

Rott: Ich kann damit leben, so ist es eben. Die Leute haben immer gesagt: Wenn es einen Grund zum Jammern gibt, steig in den Zug, fahr nach Passau, dort kennt dich keine Sau. Die Figur und die ganze Geschichte ist im Buch Salz der Erde eine ganz andere. Diese Veränderung entstand durch Produktions- und Besetzungszwänge und einen gewissen Quotendruck. Geplant war nur das erste Kapitel des Romans. Im Buch fahren sie nach Caorle und Venedig, der ORF sagte, das können wir uns nicht leisten, Ziegelteich bei Wien ist das Maximum. Die Krone machte am Anfang irrsinnig Stimmung gegen den Mundl, von mir sagten sie: "Einer, der bestimmt untergehen wird, ist Klaus Rott."

STANDARD: Wie sind Sie zur Rolle des Karli gekommen?

Rott: Ich spielte bei Axel Corti Sohn eines Landarbeiters, Regieassistent war Reinhard Schwabenitzky, der Polier meiner Baustelle war Karl Merkatz. Als Schwabenitzky die Chance bekam, das erste Kapitel von Salz der Erde zu drehen, erinnerte er sich an uns.

STANDARD: Gibt's noch Erinnerungen an die Silvesterfolge?

Rott: An die Kostüme. Die Sackbauers gehen ja auf ein Silvestergschnas. Ich war als King Kong verkleidet.

Klaus Rott im "Echten Wiener" im Kreise der Familie.
Foto: ORF

STANDARD: Wie haben sich die Schauspieler am Set vertragen?

Rott: Eigentlich verstanden sich alle gut. Besonders liebte ich Ingrid Burkhard. Ich spielte mit ihr zwei Jahre in Bonn und verehrte sie sehr.

STANDARD: Ihr Leben danach widmeten Sie dem Jugendtheater.

Rott: Ich spielte und inszenierte im Theater der Jugend 33 Kinder- und Jugendstücke, unter anderem trat bei mir Nicholas Ofczarek auf. Er war ungefähr 22 Jahre, kam vom Konservatorium und spielte einen Matrosen in Pippi Langstrumpf. Georg Friedrich und Fritz Karl spielten mehrmals bei mir, unter anderem unter meiner Regie in Tom Sawyer und Huckleberry Finn .

STANDARD: Karrieretipps für den jungen Schauspielschüler?

Rott: Generell habe ich das Gefühl, dass es schwerer geworden ist. Sollte es ein Schauspieler mit Familienambitionen sein, halte ich ihm beide Daumen. Ich hätte großen Respekt und weiß nicht, ob ich heute an seiner Stelle sitzen würde.

STANDARD: Was machen Sie zu Silvester?

Rott: Nicht fernsehen. (Doris Priesching, 29.12.2016)