Dieses Jahr soll Telefonieren und die mobile Internetnutzung im Ausland billiger werden. Verbraucherschützer sorgen sich, dass Telefonieren dann insgesamt teurer werden könnte.

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Nach einer seit mehreren Jahren dauernden Übergangsphase werden die Roaminggebühren innerhalb der Europäischen Union endgültig abgeschafft. Ab 15. Juni 2017 zahlen Europäer auf Reisen im EU-Ausland für Handygespräche denselben Preis wie für Handygespräche zu Hause. Das Ende der Gebühren bereitet heimischen Mobilfunkdiskontern allerdings Kopfzerbrechen. Die Regelung könnte die "Kleinen umbringen", sagt Spusu-Chef Franz Pichler zum WebStandard. Die Arbeiterkammer (AK) befürchtet einen Anstieg der Tarife in Österreich.

"Wir verdienen nichts und zahlen drauf"

Um den Kunden Roaming im Ausland zu gewährleisten, müssten die heimischen Mobilfunkanbieter im betroffenen Land höhere Netznutzungsgebühren entrichten als im Inland. Pichler rechnet vor, dass bei den vorgesehenen maximalen Netznutzungsgebühren im Ausland es, etwa beim Tarif "Spusu 17.800" (6.00 Minuten, 200 SMS, 17 GB), zu einer Kostenbelastung von knapp über 50 Euro monatlich kommen könnte, wenn der Kunde seine gesamten Freieinheiten im Ausland verbrauchen würde. Dem stünden Einnahmen von 14,80 Euro gegenüber. "Wir verdienen nichts und zahlen drauf", bringt es Pichler auf den Punkt.

Heimische Diskonter zahlen Länge mal Breite

Da heimische Diskonter sich in die Netze der großen Anbieter einmieten müssen, seien sie besonders betroffen, da sie Länge mal Breite die Netznutzungskosten bezahlen müssen, während die großen Mobilfunker in einem Großteil der EU-Länder auf eigene oder befreundetet Netze zurückgreifen können. Und zwar ohne große Kosten.

Pichler hofft, dass die Netznutzungsgebühren innerhalb der EU vor der Abschaffung der Roaminggebühren gesenkt werden, damit die Existenz von günstigen Anbietern und ein langfristig niedriges Preisniveau garantiert werden kann. Falls die EU nicht reagiert, wird Spusu zwangsläufig "Tarife im Inland erhöhen müssen. Bei Bestandskunden sollen die Preise allerdings nicht erhöht werden", sagt Pichler. Auch Michael Krammer, Chef des Diskonters Hot, hat in der Vergangenheit mehrmals vor Preisanstiegen gewarnt.

AK befürchtet schlechte Tarife

Auch die Arbeiterkammer befürchtet steigende Tarife und schlechtere Angebote. Erste Anzeichen sieht man schon, sagte die AK-Telekomexpertin Daniela Zimmer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. So kann man den aktuellen "Super Bob"-Tarif der A1-Billigschiene Bob nicht im Ausland nutzen. (sum, 1.1.2017)