Hier erhalten unter 16-Jährige sicher keine Zigaretten mehr, aber in vielen anderen Trafiken wird das Verkaufsverbot nicht so eng gesehen – legt zumindest eine Umfrage nahe.

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Rauchverhalten und Beschaffung der Zigaretten nach Alter.

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Wien – Mit direkter Kritik am Gesundheitsministerium hat sich am Donnerstag die Schutzgemeinschaft für Nichtraucher bei einer Pressekonferenz in Wien zu Wort gemeldet. Anlass war die Aufhebung des Nichtraucherschutzes auf Theaterbühnen. Die Hauptrolle bei der Pressekonferenz spielten aber die Ergebnisse einer Befragung, die von vier Diplomanden der MedUni Wien durchgeführt wurde. Demnach beziehen 68 Prozent der 15-jährigen Raucher ihre Zigaretten aus der Trafik.

Die vier Studenten befragten in drei Bundesländern insgesamt 800 Schüler unterschiedlicher Schultypen im Alter von 13 bis 15 Jahren. Das Verkaufsverbot an unter 16-Jährige scheint laut dieser Umfrage nicht wirklich zu greifen: Während bei den 13-Jährigen rund 27 Prozent das Rauchen schon probiert haben, sind es bei den 15-Jährigen bereits über 47 Prozent. In dieser Altersgruppe bezeichnen sich rund 29 Prozent als regelmäßige Raucher. An die 14 Prozent gaben an, täglich zu rauchen. Von den 13-Jährigen geben 1,6 Prozent einen täglichen Zigarettenkonsum an, 15 Prozent rauchen regelmäßig.

Mystery Shopping gefordert

Gefragt wurde auch, wo sich die Teenager ihre Glimmstängel besorgen. Das war jeweils unabhängig von der Altersgruppe am häufigsten die Trafik. 68 Prozent der 15-jährigen Raucher kaufen sich demnach dort ihre Zigaretten. Bei den 14-Jährigen waren das 46 Prozent, bei den 13-Jährigen 35 Prozent. "Neben einer Anhebung des bestehenden Alterslimits auf 18 Jahre müssen deswegen auch 'Mystery Shopper' eingeführt werden, damit die Gesetze eingehalten werden", forderte Manfred Neuberger, Leiter der Abteilung für Allgemeine Präventivmedizin am Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien. Derzeit sei es allerdings für unter 16-Jährige aber gar nicht in allen Bundesländern rechtlich möglich, Testkäufer zu werden.

Auch der Zigarettenautomat dient als Lieferant, 49 Prozent der 15-Jährigen nutzen diese Quelle. "Da borgt man sich die Bankomatkarte einfach von einem älteren Bekannten aus", erläuterte Neuberger. Für Bundesleiter Robert Rockenbauer von der Schutzgemeinschaft für Nichtraucher sind diese Automaten ohnehin etwas, das verboten werden sollte: "Ich werde das Gesundheitsministerium darauf aufmerksam machen, dass hier die EU-Richtlinie verletzt wird." Denn die Schockbilder auf neuen Zigarettenschachteln sollten den Konsumenten eigentlich vom Kauf abhalten. Lässt er das Packerl jedoch aus dem Automaten, erblickt er es erst nach dem Erwerb.

Die Bühne des Anstoßes

Den Schutz der Jugend machte Rockenbauer auch geltend, als er sich für das Rauchverbot auf der Bühne aussprach. Das Gesundheitsministerium habe hingegen im Vorjahr dieses Verbot auf Theaterbühnen aus dramaturgischen Gründen aufgehoben, ohne dass es dafür eine gesetzliche Grundlage gebe. Daher forderte er von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), diese Raucherlaubnis zurückzunehmen. Rockenbauer gab an, den Fall Mitte September 2016 wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch an die Volksanwaltschaft weitergeleitet zu haben, "die mir bereits mitgeteilt hat, dass ein amtswegiges Verfahren eingeleitet wurde". (APA, 12.1.2017)