Streaming hat sich nicht nur als Lösung für den Konsum von Musik, Filmen und Serien "on demand" etabliert, sondern beginnt langsam auch, im Programmfernsehen Fuß zu fassen. In Österreich bieten der ORF und auch die größeren Privatsender mittlerweile viele Teile ihres Programms live oder zum Nachsehen im Netz an.

Doch diese Einzellösungen ersetzen freilich nicht einen Gesamtservice, den neben den Kabelanbietern nunmehr auch Telekomunternehmen anbieten. Ende 2016 ist "3" mit 3TV in dieses Geschäft eingestiegen. Der WebStandard hat das Angebot getestet.

Die derzeitige Senderauswahl bei 3TV.
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42 Kanäle

Knapp acht Euro Monat verlangt der eigentlich als Handynetzbetreiber bekannte Anbieter für den Zugang zu derzeit 42 Sendern. Neben dem eigenen "3Live" gehören dazu etwa die vier ORF-Sendestationen, österreichische Private wie Puls 4 oder ServusTV, öffentlich-rechtliche und private Fernsehangebote aus Deutschland, der erste und zweite Schweizer Rundfunk und als internationale Ergänzung auch der Newsbroadcast CNN.

Eine prinzipiell breit gefächerte Auswahl, die viele Bedürfnisse abdecken sollte. Ob dies individuell der Fall ist, bleibt freilich Geschmackssache. Geschaut werden kann auf maximal zwei Geräten gleichzeitig, im Test lief der Service auch auf drei Devices parallel ohne Schwierigkeiten.

3TV am FireTV.
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FireTV

Anzurechnen ist "3", dass man von Anfang an versucht, möglichst viele Plattformen abzudecken. Getestet wurden die App für Amazons FireTV, Android-Tablets sowie die Browserausgabe. Darüber hinaus existieren auch Clients für Fernsehgeräte mit Tizen, die von Samsung verkauft werden, sowie AndroidTV. Außerdem wird Googles Chromecast-Dongle unterstützt.

Der Funktionsumfang schwankt allerdings je nach Plattform. Die FireTV-App bietet ein aufgeräumtes Interface, an dessen Bedienlogik man sich schnell gewöhnt. Allerdings fehlt es mitunter an Übersichtlichkeit. Durch die Programme kann man ausschließlich innerhalb eines Menüstreifens zappen. Mit einem Druck oder Swipe nach unten gelangt man zur Auskunft des elektronischen Programmguides der jeweiligen Sendung. Angezeigt werden kann außerdem, was beim jeweiligen Kanal an weiterem Programm ansteht. Auch das Ansehen von Aufnahmen ist ab 15 Minuten nach Sendungsende möglich.

3TV (FireTV)
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Mehr hat 3TV hier aktuell noch nicht zu bieten. Das Anlegen von Aufnahmen ist via FireTV nicht möglich. Vergebens sucht man eine flotter bedienbare Senderübersicht oder die Option, eine Favoritenliste für den Schnellzugriff anzulegen.

Android

Die Android-Variante geht eine Spur weiter. Zum Start wird man von einer Übersichtsseite begrüßt, die aktuelle und demnächst startende Sendungen auf diversen Kanälen anzeigt. Die Senderliste bzw. das Programm des aktuellen Kanals wurde am linken Rand platziert, die kurze Information des EPG (allerdings ohne Bild) unter dem Videofenster.

3TV auf Android.
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Schaltet man in den Vollbildmodus, wandert die Senderwahl wie bei der FireTV-App in einen Streifen am unteren Rand des Bildschirms, der sich nach wenigen Sekunden ausblendet und erst bei Berührung des Display wieder erscheint. Wer sich auf eine bestimmte, später beginnende Sendung freut, kann sich via Notification darüber benachrichtigen lassen. Praktisch, wenn man derweil etwa einen anderen Kanal verfolgt oder in der Zwischenzeit gar nicht fernsieht.

Tippt man die Benachrichtigung an, landet man wieder in der 3TV-App, nicht jedoch beim fraglichen Sender – außer dieser war schon vorher ausgewählt. Auch unter Android nicht zu finden: Eine Aufnahmefunktion oder eine Favoritenliste.

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Browser

Den breitesten Umfang führt aktuell die Browservariante. Hier gibt es neben einem Live-Überblick aller Sender auch eine schön gemachte Programmübersicht. Zudem muss man auch über den Browser einsteigen, wenn man die Aufnahmefunktion aktivieren will – denn deren manuelles Zuschalten ist Voraussetzung dafür, sieben Tage lang Zugriff auf vergangene Sendungen zu erhalten.

Auch hier können die Kanäle nicht selbst sortiert oder favorisiert werden, zumindest gibt es aber eine grobe Sortierung in sechs Kategorien. Ein Manko, das aufgrund der allgemein besseren Bedienbarkeit im Vergleich zu Android oder FireTV aber nicht schwer wiegt.

Programmübersicht in der Browserversion.
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Einiges fehlt noch

Einige Funktionen für 3TV sind allerdings erst in Arbeit oder bisher nicht für alle Plattformen umgesetzt worden. So lässt sich beispielsweise im Browser das Liveprogramm anhalten und wieder von der Stoppstelle fortsetzen. Ebenso ist es auch nur dort möglich, bei einer laufenden Sendung zurückzuspringen. Diese Möglichkeiten sollen aber im Laufe des Jahresanfangs nachgerüstet werden.

Das gilt auch für die Anpassung der Senderreihenfolge sowie die Integration von Kinoprogramm, Filmen und Serien, die noch komplett ausstehend ist.

Technisch solide

In technischer Hinsicht macht 3TV einen ordentlichen Eindruck. Die Apps reagieren flott. Die Videoqualität ist mit Netflix in HD oder dem über DVB-T2 betriebenen SimpliTV vergleichbar. Das Umschalten zwischen den Kanälen funktioniert unter FireTV, Android und im Browser prinzipiell flott. Allerdings kann es einige Sekunden dauern, ehe die Bildqualität von "matschig" auf HD wechselt.

Bei instabiler Bandbreite wird die Bitrate dynamisch angepasst, die Anzeige also wieder brösliger, um Unterbrechungen zu vermeiden.

Nach dem Umschalten zwischen zwei Sendern, liefert 3TV nur ein Signal in niedriger Bitrate aus. Erst nach einigen Sekunden schaltet der Dienst auf HD-Qualität.
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Fazit

Für acht Euro monatlich bietet 3TV eine interessante Alternative, die etwa SimpliTV preislich unterbietet und über ein vergleichbares Senderangebot und größeren Plattform-Support verfügt. Es ist auch merklich billiger als etwa die Fernsehpakete von UPC und A1, die aber bereits einige On-Demand-Zusatzangebote bieten und deren Senderauswahl dafür merklich größer ist.

Eingefleischte Programmfernsehjünger sind bei 3TV derzeit möglicherweise unterversorgt. Wer nicht auf klassisches Fernsehen verzichten kann und mit dem Senderangebot ausreichend bedient ist, findet hier jedoch eine überlegenswerte Alternative vor – auch wenn diese noch in den Kinderschuhen steckt. (Georg Pichler, 03.02.2017)

Update, 13:30 Uhr: Entgegen der ursprünglichen Darstellung ist das Ansehen von Aufnahmen unter FireTV möglich. Der Text wurde entsprechend korrigiert.