Bild: Nintendo; Montage: DER STANDARD
Bild: Nintendo; Montage: DER STANDARD

Nach Monaten des Wartens und Spekulierens konnten wir Nintendos neue Spielkonsole nun endlich ausprobieren. Die Nintendo Switch ist eine Art Tablet mit an und ansteckbaren Controllern, mit dem man sowohl unterwegs als auch zuhause am Fernseher spielen kann. Wir haben uns angesehen, was diese Alleskönnerin wirklich kann und welche Kompromisse sie mit sich bringt. Folgende Pros und Kontras sollten Sie bei Ihrer Kaufentscheidung auf alle Fälle berücksichtigen:

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WIRSPIELEN

Pro: Gaming immer und überall

Es funktioniert und zwar wirklich unkompliziert: Mit der Nintendo Switch kann man ein Game am Fernseher anfangen, mittendrin die Konsole aus der Dockingstation herausnehmen und sofort auf dem Handheld weiterspielen. Das haben schon andere Hersteller versucht, doch mit den Joycon-Controllern hat Nintendo eine ziemlich praktische Lösung gefunden, um fast jede erdenkliche Art des Gamings unabhängig vom Aufenthaltsort zu machen. Der kleine Formfaktor lädt noch dazu ein, die Switch für Spieleabende zu Freunden mitzunehmen. Und per Adhoc-Wifi kann man sich sogar jederzeit mit anderen Switch-Konsolen für Multiplayer-Partien verbinden. Die Akkuleistung von durchschnittlich vier Stunden sollte dabei ausreichen, um während Zugfahrten oder in Mittagspausen in virtuelle Welten abzutauchen. Hätte man zuvor noch zwei getrennte Nintendo-Geräte für diese spielende Universalität gebraucht, schlägt die Switch nun tatsächlich mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Kontra: Universalität ist kein Schnäppchen

Dieses Allround-Talent lässt sich Nintendo allerdings auch mehr kosten, als man es von den Vorgängerkonsolen gewohnt war. Die Switch selbst schlägt zum Start mit rund 330 Euro zu Buche. Und dabei bleibt es nicht. Der 32 GB kleine interne Speicher wird für Download-Games schon bald mit einer zusätzlichen MicroSD-Karte erweitert werden müssen: Allein der Launch-Titel "Zelda: Breath of the Wild" fasst rund 40 Prozent des Speicherplatzes. Zwei zusätzliche Joycon-Controller kosten mit Halterung satte 110 Euro und der komfortablere Pro-Controller immerhin fast 70 Euro. Auch neu bei Nintendo ist, dass der kommende Online-Service für Multiplayer-Gaming ab Herbst 2017 gebührenpflichtig sein wird. Und auch bei den Spielpreisen hat sich der japanische Hersteller mittlerweile an der Konsolenkonkurrenz orientiert: Die "Deluxe"-Neuauflage von "Mario Kart 8" ist für 60 Euro, das neue "Zelda" für 70 Euro zu haben.

Pro: Multitalent Joycon

Die Nintendo Switch ist ein gut verarbeiteter Handheld, den man am Fernseher anschließen kann. Die größte Innovation liegt allerdings nicht in der Hardware, sondern in den Joycon-Controllern. Ihnen ist eine Vielzahl von Spielmöglichkeiten zu verdanken. Analogsticks und Aktionstasten erlauben klassisches Konsolengaming, während Bewegungssensoren Partyspiele wie bei der Wii realisieren. Neuartiges haptisches Feedback gibt es dank "Rumble HD"-Vibrationsmotoren, die einem sogar Flüssigkeiten und rollende Kugeln im Controller vorgaukeln. Über eine NFC-Schnittstelle lassen sich Amiibo-Sammelfiguren einlesen und über einen Infrarotsensor können sogar Handzeichen erfasst werden. Nicht zuletzt können die beiden Joycon separat für Mehrspielererlebnisse vor einem Bildschirm eingesetzt werden. Damit wird Entwicklern eine Fülle von Möglichkeiten für neue Gameplaykonzepte geboten, um eine sehr breite Spielerschaft anzusprechen. Wirklich schade ist nur, dass die Minispielsammlung "1-2 Switch" der Konsole nicht beigelegt wurde. Das wäre wie damals "Wii Sports" ein idealer Vorzeigetitel gewesen, um die Fähigkeiten des Systems zu demonstrieren.

Kontra: Große Hände, kleines Problem

Der große Nachteil der Joycon: Um formschön auf die Switch zu passen, sind die Controller etwas klein geraten. Bei bewegungsgesteuerten Partyspielen fällt dies kaum ins Gewicht, bei typischen Konsolen-Games dafür umso mehr. In der Halterung liegen sie besser in der Hand, doch für Erwachsene ist gerade auch die Positionierung des rechten Analogsticks nicht ideal. Ob man mit den Joycon stundenlange Sessions in Shootern, Fußballspielen oder Action-Adventures wirklich krampffrei übersteht, wird letztlich eine Frage der persönlichen Anatomie und Gewöhnung sein. Bei unseren Hands-ons waren wir aber ehrlicherweise immer froh, wenn wir mit dem Pro-Controller spielen konnten. Und so mancher Multiplattform-Spieler wird sich insgeheim wünschen, einen PS4- oder Xbox-One-Controller für die Switch nutzen zu können.

Pro: Vereinte Nintendowelt

Solange sich der 3DS verkauft, werden Konzernmanager das Gegenteil behaupten, aber die vielleicht wichtigste Eigenschaft der Switch ist die Vereinigung von Nintendos Handheld- und Heimkonsolensparten. Mit der Switch wird der Hersteller endlich alle seine Studios und Entwickler auf ein gemeinsames System fokussieren können. Das bedeutet einerseits wirtschaftliche Vorteile, andererseits können sich Konsumenten damit mehr und regelmäßigere Spielveröffentlichungen erhoffen. Gerade in den vergangenen Jahren kam es aufgrund separater Plattformen immer wieder zu Durststrecken für Spieler. Wenngleich zum Marktstart das Angebot noch recht dünn gesät ist, erwarten wir in den kommenden Jahren eine deutlich höhere Anzahl an Eigenproduktionen als wir es von der Wii und der Wii U gewohnt waren.

Kontra: Nischen-Player

Rechenleistung und Grafikpracht machen noch lange kein gutes Spiel, dennoch bereitet uns die vergleichsweise schwache Hardware der Switch Sorgen. Sollte sich herausstellen, dass die Switch für viele der kommenden Konsolen-Blockbuster nicht ausreichend Power hat, könnten Dritthersteller davon absehen, ihre namhaften PlayStation- und Xbox-Produktionen zu portieren. Es ist jedenfalls kein gutes Zeichen, dass zum Start kaum aktuelle AAA-Titel von großen Publishern angekündigt wurden. Anstelle dessen warten ein sechs Jahre altes "Skyrim" und "FIFA" in einer angepassten Version auf die Spielerschaft, was stark an den Launch der Wii U erinnert. Die Allround-Konsole Switch könnte so aus rein ökonomischen und technischen Gründen Gefahr laufen, wie ihre Vorgänger in einer eigenen Nische für "Nintendo-Spiele" zu landen. Ob Dritthersteller dann eigens Games für die Switch entwicklen, wird davon abhängen, wie gut sich die Plattform verkauft.

Was meinen Sie?

Viel spricht für einen möglichen Erfolg der Nintendo Switch, aber auch einiges dagegen. Ob sich die Alleskönnerin auf dem hart umkämpften Konsolenmarkt durchsetzen kann, wird natürlich ebenso von den Angeboten der Konkurrenz abhängen. Letztendlich entscheidend ist jedoch nur, wie das Konzept der Switch bei den Konsumenten ankommt.

In diesem Sinne lassen Sie uns bitte in den Kommentaren wissen, was Sie über die Nintendo Switch denken und ob Sie vorhaben, eine zu kaufen. (Zsolt Wilhelm, 22.1.2017)