Cannabis ist nicht nur ein heilbringendes Kraut, etwa in der Schmerztherapie: Forscher haben auch einen starken Zusammenhang zwischen Kiffen und Schizophrenie festgestellt.

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Lausanne – Epidemiologische Daten aus über 40 Jahren haben Hinweise geliefert, dass ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Schizophrenierisiko besteht. Bisher konnte jedoch keine Studie nachweisen, dass Kiffen auch direkt für das Auftreten der Krankheit verantwortlich sein kann.

Das ist nun mit einer neuen Untersuchung gelungen, an der das Universitätsspital Lausanne (CHUV) beteiligt war. Die Studie basiert auf einer Methode, die als "Mendelsche Randomisierung" bezeichnet wird. Damit lässt sich der Einfluss eines Risikofaktors – wie etwa Cannabiskonsum – auf das Auftreten von Krankheiten – in diesem Fall Schizophrenie – untersuchen.

Mit dieser Methode lassen sich falsche Rückschlüsse vermeiden, zum Beispiel, dass die Wirkung fälschlicherweise für die Ursache gehalten wird – etwa, dass ein erhöhtes Schizophrenierisiko der Grund für stärkeren Cannabiskonsum sein könnte. Der Trick besteht darin, genetische Marker zu verwenden, die statistisch mit dem Risikofaktor (Cannabiskonsum) in starkem Zusammenhang stehen.

Genetische Marker

Genetische Marker sind angeboren und zufällig in der Bevölkerung verteilt sind. Sie seien zudem nicht durch Umweltfaktoren beeinflusst, wie beispielsweise das familiäre Umfeld oder die sozio-ökonomische Situation, erklärt Studienerstautor Julien Vaucher vom CHUV.

Die Wissenschafter stützten sich auf Daten aus einer Publikation von 2016, die einen Zusammenhang zwischen bestimmten Genvarianten und dem Cannabiskonsum bei 32.000 Studienteilnehmenden nachgewiesen hat. Die gleichen genetischen Marker wurden anschließend in einem separaten Datensatz gesucht, der Erbinformationen von 34.000 Patienten und 45.000 Gesunden umfasste.

Durch Kombination dieser Informationen aus zwei separaten Quellen kamen die Forschenden zum Schluss, dass Cannabiskonsum mit einem um 37 Prozent erhöhten Schizophrenierisiko einhergeht. Ähnliche Zahlen hatten auch frühere Beobachtungsstudien ergeben. Darüber hinaus wird der Zusammenhang auch nicht von anderen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel Tabakkonsum.

Cannabis am weitesten verbreitete illegale Droge

"Diese robusten Resultate ergänzen die zahlreichen Studien auf diesem Gebiet und zeigen, dass die Verbindung zwischen Cannabiskonsum und einem erhöhten Schizophrenierisiko eine ursächliche ist", betont Vaucher. Sie seien zudem wichtig für die öffentliche Gesundheit, um über die Risiken des Kiffens zu informieren.

Gerade weil diese Substanz eine Welle der Liberalisierung erlebt und zunehmend auch für therapeutische Zwecke verwendet wird, brauche es ein genaues Verständnis der Wirkmechanismen. Weitere Studien könnten beispielsweise ermöglichen, Warnhinweise für Gruppen mit hohem Risiko für Schizophrenie oder andere Störungen zu formulieren, so der Lausanner Experte.

Die in der Studie verwendete Methode erlaubte allerdings nicht, das Risiko in Abhängigkeit von der konsumierten Menge, der Cannabis-Art, der Form der Verabreichung oder dem Alter der Konsumenten zu bestimmen, wie der Forscher betont.

Cannabis ist die am weitesten verbreitete illegale Droge mit schätzungsweise 182 Millionen Konsumenten im Jahr 2013. Andere Studien hatten bereits eine Beeinträchtigung der Signalübertragung im Nervensystem nachgewiesen, die mit der Entstehung psychotischer Störungen in Verbindung stehen. Darüber hinaus konnte ein Einfluss auf die Reifung der Hirnrinde bei Jugendlichen beobachtet werden. (APA, sda, 24.1.2017)