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Späte, dann aber doch entschlossene Antwort auf Trump: Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto.

Foto: AP / Marco Ugarte

Irritiert und übernächtigt sah Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto aus, als er diese Woche vor die Kameras trat und erklärte, Mexiko glaube nicht an Mauern. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihm US-Präsident Donald Trump bereits zwei Fausthiebe versetzt: das Nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta infrage gestellt und das Dekret zum Mauerbau an der Grenze unterschrieben.

Acht Stunden lang hatte der 50-Jährige über seiner Antwort auf den Affront gebrütet. Der nationalistische Sturm in Medien und sozialen Netzwerken hatte sich da längst zum Orkan ausgewachsen. Peña Nieto müsse seine USA-Reise absagen und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, lauteten die Forderungen. Mexikos Beziehungen zum Norden waren nie einfach. Peña Nietos Antwort fiel den meisten viel zu handzahm aus. Erst einen Tag später stornierte er seinen USA-Besuch. Für den Präsidenten, dessen Zustimmungsraten bei zwölf Prozent liegen, bricht eine Welt zusammen. Binnen weniger Monate wurde der beste Freund zum Feind.

Zunächst Boom, dann Ebbe

Vor fünf Jahren noch war Peña Nieto der Held. Immerhin hatte es der smarte Politiker nach zwei Legislaturperioden in der Opposition geschafft, der totgeglaubten Traditionspartei PRI die Rückkehr zur Macht zu ermöglichen. Mit einem Paukenschlag begann er seine Präsidentschaft. Sein "Pakt für Mexiko" schwor die beiden wichtigsten Oppositionsparteien auf Strukturreformen ein. Mexiko entwickelte sich zum viertgrößten Autoexporteur weltweit. Doch bald verpuffte der Elan, Korruptionsskandale und Menschenrechtsverletzungen im Drogenkrieg holten den Präsidenten und die PRI ein.

Sein Privatleben ist auch eine der Achillesfersen Peña Nietos, der oft distanziert wirkt. Fragen zum plötzlichen Tod seiner ersten Frau Mónica Pretelini durch einen epileptischen Anfall im Jahr 2007 beantwortete der Vater dreier Kinder einst klinisch kühl. Wenig hilfreich für sein Image ist auch seine zweite Frau Angélica Rivera, eine frühere Schauspielerin, die ihr Luxusleben in Frauenzeitschriften vorführt. Peinlich war, dass Journalisten herausfanden, dass eine ihrer Villen von einer Baufirma finanziert wurde, die lukrative Staatsaufträge einsackte.

Mit jedem Skandal schottete sich Peña Nieto weiter ab, umgab sich mit Beratern, die eigene Interessen verfolgten – darunter Außenminister Luis Videgaray, ein guter Freund von Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Sein Rückhalt schwindet zusehends – mitten in einer Krise, in der Mexiko Einheit dringend nötig hätte. (Sandra Weiss, 27.1.2017)