So wie ein Spiegelkabinett im Vergnügungspark seine Besucher in die Irre führt, spielen auch diese Häuser mit der Wahrnehmung der Betrachter und sorgen für einen fließenden Übergang zwischen Natur und Architektur.

Der italienische Architekt Peter Pichler hat in Bozen mit seinen "Mirror Houses" in zwei versetzt nebeneinander stehenden Häusern Ferienwohnungen geschaffen. Die Häuser stehen auf einem Sockel – dadurch soll laut Pichler Leichtigkeit zum Ausdruck gebracht und eine bessere Aussicht gewährleistet werden.

Foto: Peter Pichler Architecture

Die Seitenflächen des Hauses bestehen aus schwarzem Aluminium, Richtung Osten schauen die Feriengäste durch eine Glasfassade. Lediglich die Westfassade besteht aus dem Spiegelglas. Sie grenzt an den Garten des Bauherrn und vergrößert diesen so optisch, heißt es vonseiten des Architekten.

Noch ein spannender Effekt: "Aus gewissen Blickwinkeln spiegelt sich ein altes Bauernhaus in der Fassade der neuen zeitgenössischen Architektur wider und bewirkt eine Art Fusion mit der alten Bausubstanz, anstatt in dessen Konkurrenz zu treten."

Foto: Peter Pichler Architecture

Ähnlich fügt sich auch der "Mirrorcube" von Tham & Videgård Arkitekter in seine Umgebung ein: Das Baumhaus ist in der Nähe des Polarkreises in Schweden zu finden und Teil des Hotelprojekts "Treehotel", wo Urlauber in unterschiedlich gestalteten Baumhäusern absteigen können.

Die leichte Aluminiumstruktur des "Mirrorcube" ist an einem Baumstamm befestigt und insgesamt nur 16 Quadratmeter groß. Es soll aber genug Platz zum Wohnen für zwei Menschen bieten: Es gibt ein Doppelbett, ein kleines Wohnzimmer, ein Bad und sogar eine Dachterrasse.

Foto: Åke E:son Lindman’

Damit das Spiegelhaus keinem nichtsahnenden Vogel in die Quere kommt, wurde laut Architekten übrigens spezielles Vogelschutzglas verwendet, das nur für Vögel wahrnehmbares UV-Licht reflektiert.

Der "Mirrorcube" ist aber Schwindelfreien vorbehalten: Zum Baumhaus kommt man nur über eine zwölf Meter lange Seilbrücke.

Foto: Åke E:son Lindman’

Spiegelungen funktionieren auch bei Einfamilienhäusern: Mit dem "Living-Garden House" im polnischen Kattowitz wollte der Architekt Robert Konieczny vom Architekturbüro KWK Promes das Einfamilienhaus neu definieren.

Foto: Jakub Certowicz

Der erste Stock ist verschlossen und dient als Rückzugsort, das Erdgeschoß ist Wohnbereich und offen zur Außenwelt. "Nur Glasflächen schützen gegen das Wetter", heißt es vonseiten der Architekten. Der Wohnbereich vermische sich so mit der Natur und wird zum namensgebenden Wohn-Garten. Damit dieser Übergang zwischen Natur und Architektur noch fließender ist, wurde die Betonwand mit Edelstahl verkleidet.

Foto: Jakub Certowicz

Häuser mit Spiegelelementen gibt es natürlich auch in Österreich – etwa bei "52 Kubik", einem Gemeinschaftsprojekt des Ateliers von Gerhard Haumer und dem Architekturbüro Josep. Bauherr des Bürohauses, das im Vorjahr in Mödling fertiggestellt wurde, war die Baumschule Holzer.

Foto: Bernhard Fiedler

Es besteht aus den namensgebenden 52 Kubikmetern Holz und wurde zur Hälfte mit einer Spiegelfassade verkleidet – auch in diesem Fall, um Zusammenhänge zwischen Raum und Natur herzustellen.

Foto: Bernhard Fiedler

Noch ein Beispiel aus Österreich: In Graz befindet sich das Stadthaus Ballhausgasse – ein Wohngebäude, das 2013 eine Baulücke auf der Ballhausgasse schloss.

Foto: Paul Ott

Laut Homepage der Planer, HoG Architektur, war eine Einfügung in den Kontext der Altstadt nötig, ein Spielraum für eine Interpretation mit zeitgenössischen Mitteln aber vorhanden. Die Fassade besteht aus poliertem Nirosta-Blech. Was sie zeigt, hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. (zof, 10.2.2017)

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Foto: Paul Ott