Schon 1879 hat der Hersteller von Listerine behauptet, das Mundwasser könne Tripper heilen. Überprüft wurde das bisher nie.

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Es gibt viele unterschiedliche Geschlechtskrankheiten, im Steigen begriffen sind die Zahlen von Gonorrhoe, auch Tripper genannt. Eine kommerzielle Mundwasser-Marke, die in Supermärkten und Apotheken erhältlich ist, kann dabei helfen, das Wachstum jener Bakterien, die für die Gonorrhoe verantwortlich sind, zu reduzieren. Eine Untersuchung dazu wurde kürzlich im Journal "Sexually Transmitted Infections" veröffentlicht.

Weil der Gebrauch von Kondomen immer weiter zurückgeht, ist Gonorrhoe bei Männern in vielen Ländern auf dem Vormarsch, am häufigsten erkranken homosexuelle und bisexuelle Männer, so die Forscher.

Steigende Erkrankungszahlen erhöhen das Risiko für die Entstehung Antibiotika-resistenter Stämme von Neisseria gonnorhoeae, dem Bakterium, das für die Infektion verantwortlich ist. Eine Präventionsmaßnahme, die nicht auf der Verwendung von Kondomen aufbaut, sei daher dringend notwendig, so die Wissenschafter.

Bereits im Jahr 1879, noch vor dem Einsatz von Antibiotika, hat der Hersteller von Listerine behauptet, mit dem Mundwasser könne auch Gonorrhoe geheilt werden. Doch keine veröffentliche Forschungsarbeit hat diese These je überprüft.

Tests im Labor

Bis jetzt. Forscher haben nun in Labortests und in einer klinischer Studie untersucht, ob Listerine das Wachstum von Neisseria gonnorrhoeae bei sexuell aktiven homo- und bisexuellen Männern eindämmen kann.

Für die Labortests wurden verschiedene Verdünnungen (bis zu 1:32) von Listerine Cool Mint und Total Care, die beide 21,6 Prozent Alkohol enthalten, auf Kulturen von Neisseria gonnorrhoeae angewendet. Zum Vergleich wurde eine Salzwasserlösung in ähnlicher Weise an einem identischen Satz der Kulturen getestet.

Ganz ähnlich war das Ergebnis der klinischen Studie: Listerine, verdünnt im Verhältnis 1:4, für eine Minute im Mund und Rachen angewendet, hat die Anzahl der Neisseria gonnorrhoeae signifikant reduziert. Bei der Salzwasserlösung ist der Effekt nicht eingetreten.

An der Studie teilgenommen hatten 196 homo- und bisexuelle Männer, die zuvor positiv auf Gonorrhoe in Mund oder Rachen getestet worden waren und sich von Mai 2015 bis Februar 2016 in einer Klinik für sexuelle Gesundheit in Melbourne, Australien, in Behandlung befanden.

Große Studie in Arbeit

Die Männer bekamen je entweder Listerine oder die Salzwasserlösung zum Gurgeln. Nach dem Spülen für eine Minute lag der Anteil der lebensfähigen Gonorrhoe im Hals der Listerine-Gurgler bei 52 Prozent, bei den Salzwasser-Gurglern bei 84 Prozent. Fünf Minuten nach dem Spülen war die Wahrscheinlichkeit, positiv auf Gonorrhoe getestet zu werden, bei den Listerine-Gurglern um 80 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe.

Obwohl die Forscher einräumten, dass der Beobachtungszeitraum sehr kurz war und somit die Dauer der Listerine-Wirkung nur vorübergehend beobachtet werden konnte, hätten die Labortests eine dauerhafte Wirkung bewiesen. Aktuell wird an einer größeren Studie gearbeitet, die die Ergebnisse bestätigen soll. (red, 6.2.2017)