Freiburg – Chronische Depressionen gelten als schwer behandelbar. Das Problem: Die Mehrzahl der Patienten spricht auf viele psychotherapeutische und medikamentöse Therapien nicht an. "Das führt zu einer erheblichen Krankheitslast, die vor allem durch eine lang anhaltende Einschränkung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität gekennzeichnet ist", sagt Elisabeth Schramm von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Freiburg.

Die Wissenschafterin untersuchte nun in einer Studie den Effekt einer spezifischen und strukturierte Psychotherapie zur Behandlung chronischer Depression, der sogenannten "Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy" (CBASP). In dieser von James McCullough in den USA entwickelten Behandlung fokussieren die Therapeuten intensiv auf belastende Beziehungserfahrungen, über die viele chronisch depressive Patienten berichten.

"Die Patienten lernen während der Therapie, den Zusammenhang der aktuellen Probleme mit früheren verletzenden Erfahrungen zu erkennen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen im Alltag erfolgreicher zu gestalten", sagt Martin Härter vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der ebenfalls an der Durchführung der Studie beteiligt war.

Randomisierung von 268 Patienten

Die Wissenschaftler untersuchten die Wirksamkeit von CBASP und verglichen sie mit den Ergebnissen einer unterstützenden Psychotherapie, der sogenannten supportiven Therapie. Zu diesem Zweck behandelten sie an acht universitären Zentren (Lübeck, Hamburg, Heidelberg, Tübingen, Bonn, Marburg, Mannheim, Freiburg) 268 Patienten mit chronischer Depression.

Dabei wurden die Patienten per Zufall eine der beiden Behandlungsoptionen unterzogen, die beide ein Jahr dauerten, jeweils 32 Sitzungen umfassten und ohne begleitende Medikation durchgeführt wurden.

Linderung der Symptome

Das Ergebnis: Beide Behandlungen führten zu einer deutlichen Besserung für die Patienten. Diese zeigte sich sowohl in der Verminderung der depressiven Symptome als auch in einer verbesserten Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Auf die spezifische Therapie mit CBASP sprachen jedoch mehr Patienten an. Konkret lag die Response-Rate gegen Behandlungsende bei 53 Prozent im Vergleich zu 41 Prozent bei der supportiven Therapie.

Auch eine vollständige Besserung der depressiven Symptome (Remission) wurde unter CBASP deutlich häufiger erreicht: 37 Prozent im Vergleich zu 26 Prozent. Das ist angesichts der Schwere und Hartnäckigkeit der Erkrankung ein beachtlicher Erfolg. Das wichtigste Ergebnis ist, dass auch schwer behandelbare chronisch depressive Patienten mit einer alleinigen störungsspezifischen Psychotherapie geholfen werden kann, wenn diese Psychotherapie über einen längeren Zeitraum angeboten wird", so die Conclusio von Elisabeth Schramm.

"Möglicherweise lässt sich der Behandlungserfolg durch eine Kombination aus Psychotherapie und antidepressiver Medikation in der Zukunft noch steigern, dies müsste in Folgestudien untersucht werden", ergänzt Martin Härter. (red, 2.2.2017)