Mundrose ist der blumige Name für eine juckende Entzündung zwischen Nase und Kinn – periorale Dermatitis ist der medizinische Fachbegriff.

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Werbebotschaften können gefährlich sein. Es gibt kaum ein Kosmetikprodukt, das nicht mit den Vorteilen von Feuchtigkeit für die Haut wirbt. Trockene Haut steht für schuppig, faltig und grau, und Jugendlichkeit kann dadurch erzeugt werden, dass man Feuchtigkeit in die Haut reinpumpt. Dafür wurde so einiges erfunden. Lotionen heißt eine Produktkategorie, die die Haut auf nachfolgende Pflege vorbereitet. Wer sie zweimal pro Tag verwendet, weicht die Hautbarriere auf.

Die große Gefahr: Nicht nur pflegende Wirkstoffe können eindringen. Das ständige Aufquellen der Haut führt zu Reizungen. Was als kleiner roter Fleck irgendwo um den Mund beginnt, artet schnell in einen mehr oder weniger großflächigen Ausschlag aus. Periorale Dermatitis nennen Dermatologen diese Art von Hauterkrankung, die Betroffenen mitunter äußerst lästige Beschwerden beschert. Die roten Flecken spannen, können jucken und sehen nicht besonders schön aus.

"Charakteristisch für eine periorale Dermatitis ist, dass sie sich entlang der Nasolabialfalte ausbreitet", sagt der Wiener Hautarzt Markus Dawid, Leiter der Hautambulanz am Sozialmedizinischen Zentrum Süd. Im Anfangsstadium kann sich eine periorale Dermatitis wie eine Fieberblase (Herpes) anfühlen, weiß er von Patienten, allerdings breitet sich Herpes labialis niemals an der Falte zwischen Nase und Mund aus.

Kortison verschlimmert

Von Selbstexperimenten rät er ab. "Immer wieder erleben wir, dass Menschen mit Kortisonsalben experimentieren, doch Kortison verschlimmert die Situation nur noch", sagt er. Der Ausschlag wird kurzfristig besser, breitete sich aber nach Absetzen des Kortisons nur noch stärker und großflächiger aus.

Das empfohlene Vorgehen gegen periorale Dermatitis, die übrigens auch als Mundrose bezeichnet wird, ist die Behandlung mit tetrazyklischen Antibiotika. Allerdings keinesfalls deshalb, weil damit die Bakterien auf der Haut bekämpft werden, "vielmehr machen wir uns die Nebenwirkungen dieses Antibiotikums zunutze", erklärt er. Tetrazyklische Antibiotika wirken auf die neutrophilen Granulozyten und reduzieren damit die Knötchenbildung, die mit der perioralen Dermatitis einhergeht. Das verschaffe Betroffenen schnell Erleichterung – der Wirkstoff kann in Form von Cremen, aber auch als Tabletten verabreicht werden.

Mit Geduld pflegen

Zur Linderung des Juckreizes werden oft Kompressen mit Schwarztee wegen ihrer gerbhaltigen Inhaltsstoffe empfohlen. "Für die Wirksamkeit dieses Hausmittels fehlt allerdings jeder Beweis", sagt Dawid, der von den feuchten Teebeutel an den entzündeten Stellen eher abrät. Betroffene müssten Geduld haben, sagt er. Bis zum Abklingen des Ausschlages können ein bis zwei Wochen vergehen.

In jedem Fall gilt: Wer eine periorale Dermatitis durchgemacht hat, muss sich selbst einen kosmetischen Pflegestopp verordnen – und statt Feuchtigkeitsprodukten besser einfache Cremen verwenden. Das fühlt sich ad hoc vielleicht nicht sofort gut an, auf lange Sicht bleibt die Hautbarriere dadurch aber intakt. (Karin Pollack, 14.2.2017)