Albertina-Chef Klaus A. Schröder, Kulturminister Thomas Drozda und Sammler Karlheinz Essl (v. li.) verkünden ihren Deal.

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Die Sammlung Essl besteht vor allem aus österreichischer Kunst nach 1945. "Room with blue statue" (1986) von David Salle entstammt dem internationalen Teil.

Foto: Bildrecht Albertina, Wien: Sammlung Essl

Wien – Mit großen Worten wurde nicht gespart. "Stolz und glücklich" verkündete Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) die "richtungsweisende Kooperation", die er als "Win-win-Situation" für alle Beteiligten sieht. Die Übernahme der Sammlung Essl durch die Wiener Albertina sei "eines der besten Geschäfte, die die Republik je gemacht hat".

Im Detail sieht das so aus: Die gut 6000 Werke, die Karlheinz Essl, Gründer der mittlerweile zerschlagenen Baumax-Kette, seit den 1970er-Jahren gemeinsam mit seiner Frau Agnes angesammelt hat, gehen als Dauerleihgabe in den Bestand der Albertina und damit des Bundes über. Der Großteil der Sammlung beinhaltet österreichische Kunst nach 1945. Im Gegenzug übernimmt die Albertina sämtliche Rechte und Pflichten wie Konservierung, Inventarisierung, Weiterverleihung und Präsentation der Kunstwerke.

Das freilich nicht zum Nulltarif: Der Bund finanziert die jetzige Übernahme mit einer Million Euro aus dem laufenden Budget. In der Folge kommen voraussichtliche Kosten von 1,1 Millionen jährlich auf die öffentliche Hand zu. Die Basissubvention der Albertina (derzeit 7,7 Millionen) muss also bei den nächsten Budgetverhandlungen entsprechend erhöht werden. Bei der Laufzeit der Dauerleihgabe einigte man sich auf insgesamt 27 Jahre, bis 2044, in den letzten beiden Jahren müssen sich die Beteiligten über eine Verlängerung oder Beendigung des Vertrags einig werden.

Die Vorgeschichte des Deals ist folgende: 2014 trat Karlheinz Essl an das Land Niederösterreich und den Bund mit dem Wunsch heran, die Sammlung an die öffentliche Hand zu verkaufen, auch, um die trudelnde Baumarktkette zu retten. Land und Bund lehnten ab, das Baumax-Imperium ging 2015 Pleite. Im selben Jahr musste Essl auch sein 1999 in Klosterneuburg errichtetes Museum schließen. Als Retter der Sammlung sprang indes der Investor Hans Peter Haselsteiner ein. Man überführte die Sammlung in eine neu gegründete Besitzgesellschaft, an der Haselsteiner 60 Prozent hält, Essl 40.

Künstlerhaus wird bespielt

Haselsteiner bürgte zudem für einen Überbrückungskredit, der binnen zehn Jahren aus Verkäufen am Kunstmarkt getilgt werden muss. Zahlreiche Werke, vor allem aus der internationalen Kollektion (Kippenberger, Polke) kamen unter den Hammer. Von den rund 6000 Arbeiten, die die Albertina nun übernimmt, müssen noch etwa 100 verkauft werden. Der Rest, darauf habe man sich geeinigt, sei unveräußerlich.

Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder sieht den Deal als "Meilenstein" für sein Haus. Erfolgreiche Museen müssten wachsen, "weltweit übernehmen Museen ganze Sammlungen". Die Albertina, ursprünglich Ort für die Grafiksammlung des Bundes, habe sich zu einem "janusköpfigen Haus" entwickelt. Ausstellungsfläche für die Malerei-Neuzugänge soll – wie berichtet – im Wiener Künstlerhaus geschaffen werden, das ebenfalls von Haselsteiner vor dem Verfall bewahrt wurde.

Schröder soll eine Teilfläche des Hauses zu einem Zentrum österreichischer Nachkriegskunst machen. Darüber hinaus sei eine umfassende Leihtätigkeit, v. a. mit den größten Museen des Landes, geplant. Dass die Sammlung an die Albertina geht, und nicht etwa an das Museum Moderner Kunst, liege am besonderen Bemühen Schröders und der Vertrautheit, die Sammler und Direktor verbindet. Im Übrigen, so Schröder, sei man auch internationalen Interessenten, wie etwa dem Städel Museum Frankfurt, zuvorgekommen. Beim geschlossenen Essl-Museum – es wird als Depot dienen – setzt man erneut Hoffnungen in die öffentliche Hand. Kulturminister Drozda gab zu Protokoll, sich mit der designierten Landeshauptfrau in Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), um eine Lösung bemühen zu wollen. (Stefan Weiss, 16.2.2017)