Zigaretten pfui, Cannabis hui – das scheint das Motto guter Schüler zu sein, zumindest in England.

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Zigaretten rauchen, Alkohol trinken und kiffen: Junge Menschen neigen Studien zufolge stärker zu impulsivem und risikoreichem Verhalten als Erwachsene. Nicht geklärt ist allerdings, ob es einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und dem Konsum von Suchtmitteln im Jugendalter gibt.

Forscher des University College London haben sich nun des Themas angenommen und ihre Ergebnisse im "British Medical Journal Open" veröffentlicht. Sie analysierten dafür mehr als 6.000 Datensätze einer repräsentativen Stichprobe. Konkret handelte es sich dabei um die Angaben zum Konsum von Tabak, Alkohol und Cannabis seitens elfjähriger Schüler von 838 staatlichen und 52 privaten Schulen in England. Dieses Konsumverhalten wurde kontinuierlich abgefragt – bis die Probanden das Alter von 19 beziehungsweise 20 Jahren erreicht hatten.

Eine kluge Entscheidung: keine Zigaretten

Unter Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren zeigte sich, dass die schulisch erfolgreichste Kohorte in jungen Jahren seltener zu Zigaretten griff als die weniger erfolgreiche Vergleichsgruppe. Dafür gaben diese Schüler an, eher Alkohol zu trinken. Dasselbe galt für Cannabis, allerdings war hier der Unterschied statistisch nicht signifikant.

Bei Durchschnittsschülern war hingegen die Wahrscheinlichkeit, gelegentlich Cannabis zu rauchen, um 25 Prozent höher als bei schulisch weniger Begabten. Die Wahrscheinlichkeit, dauerhaft Cannabis zu konsumieren, fiel hier sogar um 53 Prozent höher aus.

Muster setzt sich fort

Im späten Teenageralter konnte beobachtet werden, dass intelligente Schüler mehr als zweimal so häufig in regelmäßigen Abständen Alkohol konsumierten als schulisch weniger erfolgreiche Jugendliche. Ein ähnliches Verhaltensmuster zeigte sich auch beim Vergleich von Schülern mit durchschnittlicher und niedriger schulischer Leistung, die Unterschiede waren hier aber weniger stark ausgeprägt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass kluge Schüler zumindest gelegentlich Cannabis konsumieren, war um 50 Prozent höher als in der Gruppe der leistungsschwächsten Schüler. Das Risiko, regelmäßigen zu kiffen, war in der "intelligenten" Gruppe zudem fast doppelt so hoch. Ein ähnlich starker Zusammenhang konnte auch bei durchschnittlich begabten Schülern konstatiert werden.

Bildung fördert womöglich Experimentierfreude

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können den Forschern zufolge keine kausalen Schlüsse gezogen werden. Über Schüler an privaten Schulen gebe es außerdem kein ausreichendes Datenmaterial, betonen die Studienautoren. Zudem fehle es an detaillierten Mengenangaben zu den konsumierten Suchtmitteln.

"Unsere Studie zeigt trotzdem, dass junge Heranwachsende mit hohen akademischen Fähigkeiten weniger gefährdet sind, nikotinabhängig zu werden. Sie greifen aber eher regelmäßig zu Alkohol oder konsumieren häufiger Cannabis. Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit dem, was wir von Erwachsenen wissen." Die berechneten Zusammenhänge erklären die Wissenschafter damit, dass intelligente Jugendliche möglicherweise offener für Experimente seien.

Ihre Schlussfolgerung: Das in der Studie aufgezeigte Konsummuster von Zigaretten, Alkohol und Cannabis ziehe sich bis ins frühe Erwachsenenalter durch. Damit widerlege das Ergebnis die bisherige Annahme, intelligente Jugendliche würden nur für eine kurze Periode mit Suchtmitteln "experimentieren". (maka, 23.2.2017)