Österreich hat bereits vor neun Jahren die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ratifiziert. Wie genau man es hierzulande mit "voller und effektiver Partizipation an der und Inklusion in die Gesellschaft" nimmt, welche Wohn- und Assistenzformen den Betreffenden ermöglicht werden, hängt aber vom jeweiligen Bundesland ab.

So ist weitgehend selbstbestimmtes Leben dank Betreuung durch persönliche Assistenten – von einigen Stunden bis zu Vollzeit – Personen mit Behinderung in Wien derzeit eher möglich als in Salzburg oder Kärnten. Eine Harmonisierung wollte die Koalition laut ihrem Arbeitsprogramm von 2013 zwar erreichen, allerdings bewegen sich die Länder nicht – angeblich wegen zu hoher Kosten.

Die Umstellung auf persönliche Assistenz und maßgeschneiderte Betreuung mag mehr Geld kosten. Ein Teil der ab 2017 den Ländern für Pflege, Gesundheit und Soziales zugesprochenen zusätzlichen 300 Millionen Euro könnte aber dafür genutzt werden. Unnötige Ausgaben entstehen jedenfalls dadurch, dass Menschen mit – sehr unterschiedlich großem – Betreuungsbedarf mangels Alternativen vollbetreut in Heimen oder WGs leben. "Volle Partizipation" an der Gesellschaft ist da schon gar nicht gegeben.

Wenig Hoffnung macht aber, dass derlei aktuell nicht mehr auf der Agenda des Bundes steht. Im Arbeitsprogramm für die Jahre 2017/2018 kommt der Begriff Inklusion nicht vor. (Gudrun Springer, 2.3.2017)