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Das Rauchen sein zu lassen, ist immer noch der beste Schutz vor einem Lungenkarzinom.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Eine Früherkennung bei Lungenkrebs ist in den vergangenen Jahren machbar geworden. Das kann laut einer großen US-Studie die Sterblichkeit um rund 20 Prozent senken. Doch ein solches Programm birgt auch Risiken – der beste Weg zur Senkung der Lungenkarzinom-Mortalität sei nach wie vor der Rauchstopp, sagt der steirische Lungenspezialist Gerd Wurzinger.

Das Lungenkarzinom – 85 bis 90 Prozent der Fälle gehen auf das Rauchen zurück – stellt ein enormes Problem dar. Global erkranken pro Jahr rund 1,8 Millionen Menschen an einem Lungenkarzinom. 1,6 Millionen Menschen sterben daran. Das sind 20 Prozent aller durch Krebs verursachten Todesfälle. 2013 starben an einem Lungenkarzinom in Österreich 2.537 Männer und 1.357 Frauen. Die Heilungschancen sind – vor allem weil der Diagnose zumeist erst im Spätstadium erfolgt – weiterhin ausgesprochen schlecht, auch wenn neue medikamentöse Therapien Hoffnung auf eine längere Stabilisierung der Krankheit machen.

Gerade in den vergangenen Jahren hat sich auch eine Möglichkeit zur früheren Diagnose entwickelt. "In einer umfangreichen US-amerikanischen Multicenter-Studie des National Cancer Institute mit 53.000 symptomfreien starken aktiven oder Ex-Rauchern wurde die Frühdiagnostik von Bronchialkarzinomen in Low-Dose-Lungen-Computertomografie und im Thoraxröntgen verglichen", so Wurzinger.

Großflächig eingesetzt

Das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung wurde 2011 im New England Journal of Medicine publiziert. Demnach konnte man bei schweren Rauchern ab 55 Jahren (30 Jahre täglich eine Packung oder Ex-Raucher mit langer Zeit als starke Raucher) die Mortalität durch Früherkennung mittels der Low-Dose-CT-Untersuchung pro Jahr um 20 Prozent reduzieren. In den USA wird die Methode bereits großflächig eingesetzt. Sie wird laut Experten auch in die künftigen deutschen Leitlinien aufgenommen werden.

Allerdings wären solche Screeningprogramme bei starken Rauchern oder Ex-Rauchern auch nicht ohne Komplikationen: Laut dem steirischen Lungenspezialisten zeigten nämlich 24 Prozent der Probanden in der Low-Dose-CT-Gruppe verdächtige Rundherde, in der Gruppe mit herkömmlichen Röntgenuntersuchungen waren es sieben Prozent. In der Probandengruppe, in der die Computertomografie verwendet worden war, erbrachten dann 96,4 Prozent der nachfolgenden Nadelbiopsie-Untersuchungen letztendlich einen gutartigen Befund, ebenso bei 94,5 Prozent der Nadelbiopsien bei den Probanden nach regelmäßigen Röntgen-Untersuchungen. Das zeigt eine sehr hohe Rate an sogenannten falsch positiven Befunden, die zu weiteren invasiven Diagnostikschritten führen.

Das hatte zum Teil auch negative Konsequenzen. "Durch Komplikationen infolge der weiterführenden diagnostischen Eingriffe starben in der Lungenröntgen-Gruppe zehn Karzinompatienten, in der CT-Gruppe 16 Patienten, davon jedoch sechs Patienten, die letztlich kein Karzinom hatten", sagt Wurzinger und zitiert den Leiter der US-Studie: "Die bedeutendste Methode zur Senkung der Bronchuskarzinom-Mortalität ist immer noch die möglichst frühzeitige Raucherentwöhnung." (APA, red, 8.3.2017)