ProSiebenSat1Puls4 und ATV im österreichischen Fernsehmarkt.

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Hat was zu lachen: Markus Breitenecker, Chef von ProSiebenSat1Puls4ATV.

Foto: ProSiebenSat.1 PULS 4 / Bernhard Eder

Wien – Die fünf Seiten lange Liste der Auflagen für den Deal wurde noch ein Stück länger – Beschränkungen für die Werbevermarktung, weitere Vorgaben für Nachrichtensendungen auf ATV, für Programmplätze. Und die Auflagen gelten etwas länger als zunächst geplant – sechs statt fünf Jahre. Und die Wettbewerbsbehörden können sie in der Zeit hinterfragen und nach einem vorgeschriebenen Prozedere überarbeiten – wie auch die Käufer.

Aber Österreichs schon jetzt in einigen Feldern marktbeherrschender privater Fernsehkonzern darf auch noch das bisher unabhängige ATV und den Schwestersender ATV 2 übernehmen – für kolportiert 20 bis 24 Millionen Euro.

43 Prozent Marktanteil

Beim Gesamtpublikum legt ProSiebenSat1Puls4 mit ATV / ATV 2 von 17,5 auf 20,6 Prozent Marktanteil zu (ORF: 35,1). In der Werbezielgruppe bis 49 Jahre lässt man den ORF mit 30,3 Prozent weit hinter sich. Bei jungen Zuschauern hat ProSiebenSat1Puls4 in Österreich schon jetzt 32,1 Prozent – dazu 3,4 von ATV / ATV 2. Im Bruttowerbemarkt hat der ORF 30, der vereinte Privatfernsehriese satte 42,8 Prozent (siehe Grafik).

Doch laut Verkäufer Herbert Kloiber (Tele-München-Gruppe) blieb nur ProSiebenSat1Puls4 als Käufer. Die Mediengruppe Österreich bot für den Sender – offenbar nicht genug. Die Mediaprint ("Krone"/"Kurier") kündigte ein Kaufangebot an – doch der deutsche Mitgesellschafter Funke-Gruppe soll den Kaufbeschluss der Mediaprint-Führung abgelehnt und damit aufgehoben haben.

Ein Verkauf von ATV 2 ist nicht Teil der Auflagen. In den Verhandlungen soll laut STANDARD-Infos die Möglichkeit einer Beteiligung anderer (Medien-)Firmen am Kleinsender Thema gewesen sein.

Verschärfte Auflagen

Zusätzliche Auflagen im Detail nach ersten STANDARD-Infos: Enge Grenzen für mehr Werbezeit auf ATV, wenn ProSiebenSat1Puls4 übernimmt und vermarktet. Keine Bonusspots für die Buchung auf ATV auf anderen Sendern der ProSieben-Gruppe. Die Kartellbehörde will den TV-Werbemarkt insgesamt genauer untersuchen.

Laut Auflagen muss ATV seinen Programmplatz behalten und die nächsten Jahre auch via Satellit im Free TV laufen. Sie fordern eine transparente Reihung von Programmen. Auch dürfen Sender ohne Österreich-Inhalte nicht vor solche mit Ösi-Content gereiht werden. Plus: ATV-Nachrichten auch am Wochenende.

ProSiebenSat1Puls4 "an die Grenzen gegangen"

ProSiebenSat1Puls4 will erst nach dem Closing des Deals zur Übernahme Stellung nehmen. In einer Aussendung ließ der Konzern verlauten: "Das nun vorliegende sehr umfangreiche Zusagenpaket ist das Ergebnis einer monatelang dauernden intensiven Verhandlung mit den Behörden, in der ProSiebenSat1Puls4 an die Grenzen dessen gegangen ist, was mit Blick auf die erforderliche Sanierung von ATV möglich war." Das klingt ein wenig nach dem Versuch, beim Kaufpreis noch nachzuverhandeln. (fid, 9.3.2017)