"Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, Sprecher der Erben von Hans Dichand.

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Essen/Wien – Christoph Dichand hätte seinen 52. Geburtstag größer feiern können. Just an diesem 6. März 2017 fassten drei honorige Herren in der Schweiz einen Beschluss, der Dichands Familie ein paar Millionen jährlich sichert und dazu eine weiterhin kommode Position bei Entscheidungen in der "Krone" und der Mediaprint.

Die drei Juristen entschieden am Montag als Schiedsgericht im jüngsten Konfliktpunkt des jahrzehntelangen "Krone"-Streits: Die sogenannten Feststellungsbegehren der Funke-Gruppe gegen die Dichands wurden abgewiesen. Soll heißen: Die deutschen Hälfteeigner der "Krone" können die Rahmenvereinbarungen und Syndikatsverträge mit den Dichands nicht so einfach kündigen.

Garantierter Gewinn

Im Herbst 2014 erklärte die Funke-Gruppe, der größte deutsche Regionalzeitungsverlag, sie kündige die "Krone"-Verträge. Sie stammen aus den späten 1980ern, als der Essener Medienkonzern bei der "Krone" und beim "Kurier" einstieg und die beiden größten Zeitungen des Landes in der Mediaprint vereinte.

"Krone"-Herausgeber und -Hälfteeigentümer Hans Dichand garantierten diese Verträge einen Vorabgewinn von jährlich acht bis neun Millionen Euro; sie sichern auch Dichands Nachkommen etwas niedrigere Millionenbeträge.

Auch für die Nachkommen gilt: Wenn die "Krone" beziehungsweise ihr 70-Prozent-Gewinnanteil aus der Mediaprint diesen garantierten Gewinn nicht abdecken, müssen die deutschen Gesellschafter dafür geradestehen. Die Vereinbarungen räumen den Dichands Vorrechte bei der Führung der "Krone"-Redaktion ein.

Und die "Krone"-Syndikatsverträge schreiben der Funke-Gruppe vor, in der Mediaprint mit den österreichischen "Krone"-Gesellschaftern zu stimmen. Darüber setzte sich die Funke-Gruppe schon da und dort hinweg – etwa bei der Erhöhung von Abopreisen für die Mediaprint-Blätter oder 2004 bei der Einstellung der Gratiszeitung "U-Express", dem Vorläufer von "Heute". "Heute"-Herausgeberin wurde eben Eva Dichand, die Frau von Hans Dichands Sohn, "Krone"-Herausgeber Christoph.

All die in den goldenen 1980ern vereinbarten Vorrechte der Dichands befeuerten den – streckenweise erbitterten – Streit der "Krone"-Gesellschafter seit eineinhalb Jahrzehnten, schon über einige Schiedsgerichte, und weit über den Tod Hans Dichands hinaus.

Das lange Verlassen

Der "Krone"-Gründer starb am 17. Juni 2010 mit 89 Jahren. Seine auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzte Verlassenschaft samt gewaltiger Kunstsammlung etwa mit Klimts "Danae" und Immobilien ist bis heute nicht geregelt. Jedenfalls laut Firmenbuch – die 50 Prozent an der "Krone" gehören demnach noch immer Hans Dichand.

Wenn Witwe Helga und die Nachkommen Michael, Johanna und Christoph erben, müssen sie übereinkommen, was mit den "Krone"-Anteilen geschehen soll. Michael und Johanna sollen weit weniger Interesse am Blatt haben als Christoph und Helga.

Zuletzt wurde ein Kaufangebot Dichands – 50 bis 60 Millionen – für die Funke-Anteile kolportiert (und dementiert). Die Dichands können schwer verkaufen, solange sie nicht geerbt haben.

Nächste Ausfahrt: 2018

Die kolportierte Entscheidung des Schiedsgerichts dürfte die Freude der Funke-Gruppe an der "Krone"-Beteiligung jedenfalls nicht steigern – und mögliche Käufer, so vorhanden, eher abschrecken. Dichands und Funkes haben ohnehin – übliche – Vorkaufsrechte.

Die Beteiligten schweigen bisher auf STANDARD-Anfragen zum Ausgang des Schiedsverfahrens. Kolportierte nächste Kündigungsmöglichkeit der "Krone"-Verträge: Ende 2018. (Harald Fidler, 10.3.2017)