Das FBI veröffentlichte Fotos des Verdächtigen, der mit russischen Diensten zusammenarbeiten soll.

Foto: FBI

Er soll hunderte Millionen Dollar von gehackten Bankkonten abgezweigt und ein Netzwerk von bis zu einer Million mit Schadsoftware infizierten Computern betrieben haben: Jewgeni Bogatschew gilt als einer der größten Kriminellen der Welt. Auf der Liste von Polizeibehörden weltweit, etwa dem FBI und den Diensten europäischer Länder, steht er weit oben. Das FBI würde für seine Verhaftung sogar drei Millionen Dollar Kopfgeld zahlen. Doch das wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Denn Bogatschew steht offenbar unter dem Schutz russischer Geheimdienste.

US-Behörden vermuten Kooperation

Das behauptet zumindest ein ausführlicher Bericht der "New York Times", der sich auf Angaben von US-Behörden stützt. Tatsächlich sprechen viele Indizien dafür, dass Bogatschew mit der russischen Regierung zusammenarbeitet. Der Hacker lebt unbescholten unter seinem echten Namen in Südrussland, wo er seine Yacht im Schwarzen Meer ausführt. Bogatschew hat eine Sammlung an Luxusautos und offenbar auch ein großes Apartment in Moskau. Die russische Regierung sagt dazu, dass Bogatschew kein Verbrechen in Russland verübt habe und deshalb kein Grund zu seiner Festnahme bestehe.

Konten geplündert

Die US-Behörden glauben, dass eine Abmachung zwischen Bogatschew und den russischen Geheimdiensten besteht. Tatsächlich fand sich Bogatschew auch auf der Liste jener Personen, die nach dem Hack der US-Demokraten mit Sanktionen belegt wurden. Cyberkriminalität bietet Geheimdiensten eine gute Tarnung, um Spionage zu betreiben. Während Bogatschew Konten geplündert haben soll, könnten Agenten die infizierten Rechner auf Informationen durchsucht haben.

Informationen zu Waffenlieferungen

So sollen Netzwerke, die Bogatschew infiziert hatte, etwa auf Schlagwörter wie "Department of Defense" durchsucht worden sein. Auf Computern in der Türkei, die der Hacker unter Kontrolle hatte, wurde nach Informationen über Waffenlieferungen gesucht; in der Ukraine nach Daten des Geheimdiensts. Identifiziert wurde Bogatschew eher zufällig: Ein deutscher Informatiker kam dem Hacker während der Recherche für seine Doktorarbeit auf die Spur, er erhielt mittlerweile eine Urkunde des FBI.

Mickrige Bezahlung

Innerhalb der US-Polizeibehörde glauben einige Ermittler laut "New York Times" mittlerweile, dass russische Behörden aktiv jene Hacker rekrutieren, für die das FBI Auslieferungsanträge stellt.

Das FBI sucht Jewgeni Bogatschew auch via Steckbrief.
Foto: Screenshot

Damit schlagen die Geheimdienste zwei, wenn nicht gar mehr Fliegen mit einer Klappe. So soll die Bezahlung für staatliche Hacker in Russland relativ mickrig sein. Um den Verdienst eines Cyberkriminellen muss sich der Geheimdienst hingegen keine Sorgen machen. Mit der drohenden Auslieferung in die USA ist zudem ein probates Mittel verfügbar, um den Hacker unter Druck zu setzen – der noch dazu vermutlich gut trainiert ist. (red, 13.3.2017)