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Bild: Ghost Recon Wildlands
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In einem fremden Land Krieg zu führen, um die heimische Drogenepidemie zu bekämpfen, ergibt nur Sinn, wenn man eine Militärmacht regiert. Richard Nixons einst ausgerufener "War on Drugs" scheint 45 Jahre später noch genauso umstritten wie aussichtslos zu sein. Die Gefängnisse quellen zwar über, harte Drogen sind aber so weit verbreitet und für die Kartelle so lukrativ wie eh und je.

Für die schärfsten Kritiker des US-Drogenkriegs war und ist er nicht mehr als ein Propagandavehikel, um im Ausland mit imperialistischer Schlagkraft politische Interessen durchzusetzen. Der französische Spielhersteller Ubisoft hat dies als Vorlage für seinen jüngsten Militär-Shooter "Ghost Recon Wildlands" genommen. Darin wird das virtuelle Bolivien von der fiktiven Gang Santa Blanca und einer korrupten Regierung unterjocht. Spieler dürfen als US-Spezialkommando einfliegen, um Obercapo El Sueno und dessen Gefolgsleute mit allen Mitteln zu Fall zu bringen.

So spielt sich "Ghost Recon Wildlands" mit Freunden.
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Im Open-World-Hamsterrad

Die Parallele zur Realität: Das brisante Thema ist hier nicht viel mehr als die Rechtfertigung dafür, einen gigantischen Kriegsspielplatz zu inszenieren. Mit bis zu drei Online-Freunden gleichzeitig darf man das mit enormen Aufwand digitalisierte Bolivien aufräumen und sich zwischen korrumpierter Polizei und Suenos fatalistischen Schergen auf die Jagd nach den Kokainproduzenten machen.

Im Hamsterrad von Ubisofts Open-World-System – mit Anleihen an "Far Cry" und Genrekonkurrent "Just Cause" -, stürmt man ein Gangsterlager nach dem anderen, entführt Händler und verübt Anschläge auf drakonische Bösewichte. Zum Zeitvertreib zwischendurch und zur sukzessiven Verbesserung der eingesetzten Gadgets und Waffen erfüllt man für die lokalen Rebellen Nebeneinsätze und aktiviert und verteidigt dabei etwa Radiosender, stiehlt Flugzeuge, überfällt illegale Rohstofftransporter oder hackt sich ins Kartellnetzwerk.

Naive Schönheit

Von der Imposanz der verregneten Dschungel und dem Glitzern der ausufernden Seen genauso verlockt wie von den sandigen Serpentinen, die über die steilen Hänge der malerischen Anden führen, wird man im Dickicht schleichend oder am Steuer beschlagnahmter Helikopter, Schlauchboote und Jeeps zum naiven, aber zufriedenen Soldaten, der für Upgrades, drittklassige Drohgebärden und Sprüche sowie natürlich die vermeintliche Gerechtigkeit jeden noch so kleinen Handlanger auseinandernimmt.

Bis sich Risse im Heldenkostüm abzeichnen und sich der eine oder andere Aha-Moment ereignet, hat man so viele Widersacher zur Strecke gebracht, dass man sich schon lange vorher dafür entschieden haben muss, ob einem trotz der weitgehend spektakulär trivialisierten Hintergrundgeschichte die Zeit wert ist, den repetitiven, aber vielseitigen Spielaufbau auszuschöpfen.

Melodie eines Infiltrationsquartetts

Denn erst wenn man ein engagiertes Team gefunden hat und die Werkzeuge der mit Gewehren, Sprengstoffen, Spähdrohnen oder auch taktischen Mitteln wie Mörserschlägen bestückten Soldaten richtig einzusetzen weiß, weicht das anfängliche Geräuschchaos mit offenen Ballereien und heilloser Überforderung der tödlich präzisen Melodie eines Infiltrationsquartetts.

Drehen sich alle Zahnräder dieser Kampfmaschine gleichzeitig und kann man die Kilometer langen Distanzen zwischen den Einsätzen mit anregenden Konversationen anstelle der sich en passant verflüchtigenden Erzählung füllen, findet man in diesem surreal banalen Drogenthriller tatsächlich eine spannende Herausforderung.

Solo-Einöde und Bugs

Gewiss kann man es auch alleine mit computergesteuerten Kameraden probieren. Doch wem bereits die hunderten gleichgearteten Aufträge zu öd sind, wird sich beim strategischen Unverständnis seiner KI-Mitstreiter vermutlich noch weniger angeregt fühlen, die Unwirklichkeit zu befrieden. Eine kleine Flut an ärgerlichen Bugs zum Start, wie verschwindende Missionsziele oder in Wänden steckende Charaktere, machen die Solo-Suche nach dem Unterhaltungswert nicht erfolgreicher.

Diese vielen kleinen und größeren Ärgernisse verdecken leider sehr erfolgreich, dass "Wildlands" eine aufregende Gefahrenwelt zu bieten hat, die geduldige Spieler dutzende Stunden zu beschäftigen vermag. Klappt die Rollenverteilung und schafft man es, nach der Überwachung einer feindlichen Stellung mit aktiviertem Nachtsichtgerät unbemerkt einzudringen, um belastende Dokumente zu entwenden, während einem Kollegen von einer Anhöhe aus mit dem Scharfschützengewehr im Anschlag Rückendeckung geben und ein weiterer Freund bereits den Fluchthelikopter startet, begreift man die Faszination, die von dieser explosiven "mission impossible" ausgehen kann. Dass der ernste Unterton dabei aufgrund komödiantischer Fehlschläge und heiterer Abenteuerlust nicht selten von schallendem Gelächter im Gamechat übertönt wird, zeugt aber davon, dass die Entwickler sich vielleicht lieber an den satirischen, aber wirkungsvolleren Zügen eines "GTA" hätten orientieren sollen. Oder besser mehr Zeit in den Feinschliff der von Stereotypen geprägten Verbrechenslandschaft investieren hätten sollen.

Trailer zu "Ghost Recon Wildlands"
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Fazit

"Ghost Recon Wildlands" hätte mit den Finessen eines modernen Open-World-Games die Chance gehabt, die vielen und umstrittenen Facetten des Drogenkriegs aufzuzeigen. Anstelle dessen werden Spieler im besten Fall zu viert zur taktisch durchaus fordernden, aber propagandatauglichen Befriedungsmaschine. Das ist eine Schande, denn blendet man die narrativen Unzulänglichkeiten dieses Höllentrips aus, findet man eine eindrucksvolle Sandkiste für kooperative Einsätze vor, der es an Fokus und Polierarbeit mangelt. So hat der spielerisch und politisch brisante Schnee über dem virtuellen Bolivien aber einen sehr fahlen Beigeschmack. (Zsolt Wilhelm, 14.3.2017)

"Ghost Recon Wildlands" ist ab 18 Jahren für Windows-PC, PlayStation 4 und Xbox One erschienen. UVP: ab 59,99 Euro.