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Auch wenn Südkorea seine Präsidentin feuert oder Chinas KP ihren Volkskongress abhält: Die größte News-Story aus Asien ist derzeit zweifelsohne Robert E. Kelly.

Sein Name mag zwar nur wenigen Akademikern und Journalisten vertraut sein. Doch inzwischen kennen Millionen nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Arbeitszimmer, die zwei putzigen Kinder und seine koreanische Frau. Es geht um den "BBC-Dad": Sein 44-sekündiges Video ist der komischste Sketch seit Loriot.

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Die Hauptdarsteller im Viral-Hit: die Kelly-Familiy
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Die Handlung: Der Politikprofessor Kelly, sichtlich müde nach einem langen Arbeitstag, gibt einem BBC-Moderator ein Skype-Interview über die kurz zuvor ihres Amts enthobene Präsidentin Südkoreas. Plötzlich jedoch öffnet sich die Tür seines Arbeitszimmers, und die vierjährige Marion, euphorisiert von ihrer morgendlichen Geburtstagsfeier im Kindergarten, stolziert in sonnengelbem Pullover in das Fernsehbild. Noch ehe Kelly seine Tochter in die Spielzeugecke des Raumes schieben will, lugt auch schon der achtmonatige James im Laufstuhl durch die Tür. In atemberaubender Marx-Brothers-Manier schlittert schließlich Mutter Jeong-ah in den Raum, um ihre Sprösslinge aus der Gefahrenzone zu bugsieren.

"Nie wieder wird eine Fernsehstation anrufen"

"Ich habe gedacht, dass mich nie wieder eine Fernsehstation anrufen wird", sagte Kelly am Mittwoch bei einer überfüllten Pressekonferenz in seinem Wohnort Busan. Genau das Gegenteil ist eingetreten: Journalisten von Mexiko bis Uganda berichten über das Video, selbsternannte Experten untersuchen dessen soziokulturelle Relevanz, und Internet-Nerds basteln daraus lustige Memes. Nachdem Fernsehreporter sogar das Haus seiner Mutter in Cleveland belagert hatten, stellte der 44-Jährige sein Handy kurzerhand auf Flugmodus um.

"Wir sind nur eine ganz normale Familie – und zwei Kleinkinder aufzuziehen kann manchmal ganz schön anstrengend sein", sagte Kelly. Er hoffe, dass in den nächsten Tagen wieder Normalität einkehren werde.

"Ja, ich habe Hosen getragen"

Die auf BBC live übertragene Pressekonferenz nutzte der Korea-Experte, um mit ein paar Irrtümern aufzuräumen: Nein, die Frau in dem Video sei nicht seine "Nanny", den Kindern wurde keine Gewalt angetan, und die Szene war nicht inszeniert. Auch den Verschwörungstheoretikern, die darüber rätselten, warum der aus Ohio stammende Akademiker zur Klärung der Situation nicht aufgestanden ist, erteilte er eine Absage: "Ja, ich habe Hosen getragen." (Fabian Kretschmer,15.3.2017)

Das Video mit der Kelly Family.
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