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Wer regelmäßig die Nacht zum Tag macht, erhöht sein Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken, vermuten Forscher.

Foto: APA/EPA/JEROME FAVRE

Genf – Nachtarbeit, ständige Reisen zwischen entfernten Zeitzonen oder ein ausgeprägtes Sozialleben als Nachtschwärmer bleiben nicht ohne Folgen für die Gesundheit: Ein Genfer Forschungsteam hat entdeckt, wie Störungen der inneren Uhr das Diabetesrisiko erhöhen.

Die Wissenschafter der Universität und Universitätsspitäler Genf (HUG) haben in einer Studie die innere Uhr von Zellen der Bauchspeicheldrüse untersucht. Genauer gesagt der Alpha- und Betazellen, die Glukagon und Insulin produzieren – zwei Hormone, die den Zuckerhaushalt regulieren.

Dabei haben sie entdeckt, dass diese Zellen durch ihre jeweils eigene innere Rhythmik den Stoffwechsel des Körpers optimieren, indem sie Aktivitäts- und Ruhephasen, sowie Essens- und Fastenzeiten antizipieren. Ein unregelmäßiger Lebenswandel, der dieser inneren Uhr quasi einen "Jetlag" verpasst, könnte deshalb Stoffwechselerkrankungen begünstigen, berichten die Experten im Fachblatt "Genes and Development".

"Jetlag" der inneren Zell-Uhren

Die Wissenschafter um Charna Dibner untersuchten beide Zelltypen separat in Mäusen und erstellten umfassende Genaktivitätsprofile über 24 Stunden hinweg, heißt es vonseiten der Uni Genf. Dabei stellten sie überraschenderweise fest, dass die inneren Zyklen der beiden Zelltypen leicht verschieden voneinander sind. Das helfe dabei, die Sekretion von Glukagon und Insulin fein zu regulieren und damit den Blutzucker konstant zu halten.

Dass ein "Jetlag" der inneren Zell-Uhren Diabetes fördern könnte, unterstrich ein weiteres Experiment mit Mäusen: In Versuchstieren, bei denen die Experten die innere Uhr der Bauchspeicheldrüsenzellen künstlich entfernten, gerieten auch die zeitlichen Profile der Insulin- und Glukagon-Ausschüttung durcheinander. Die Mäuse entwickelten daraufhin Typ-2-Diabetes.

Schlafen am Tag stört Biorhythmus

"Abweichungen zwischen diesen inneren Uhren und dem äußeren Tag-Nacht-Rhythmus könnte zu einem allgemeinen Ungleichgewicht des Stoffwechsels führen und würde erklären, warum Personen, die beispielsweise Nachtarbeit leisten, häufiger an Stoffwechselkrankheiten leiden", erklärt Studienleiterin Charna Dibner. Auch wenn sie genauso viel schlafen wie alle anderen, den Schlaf tagsüber nachzuholen störe alle ihre biologischen Rhythmen.

Nun wollen die Wissenschafter ihre Theorie auch an menschlichen Zellen testen. "Wenn wir tatsächlich feststellen sollten, dass die zellulären inneren Uhren bei menschlichen Stoffwechselkrankheiten gestört sind – ähnlich wie wir es im Mausmodell beobachtet haben – wollen wir Methoden entwickeln, um gestörte innere Uhren wieder zu synchronisieren", sagt Studienautor Volodymyr Petrenko. (APA, sda, 21.3.2017)