Bild nicht mehr verfügbar.

Die spanischen Strände sind beliebt wie nie zuvor. Noch Potenzial im Tourismussektor, der 2016 immerhin für 80.000 neue Jobs verantwortlich zeichnete, sehen Experten bei Luxusurlaubern.

Foto: AP

Des einen Freud, des anderen Leid: Der spanische Tourismus-Sektor jubelt über einen neuen Allzeit-Gästerekord. Laut Daten des staatlichen Statistikinstituts INE gab es im Vorjahr 75,6 Millionen Spanien-Urlauber. Das entspricht einem Plus von 10,3 Prozent gegenüber 2015.

Primär profitiert Spanien aber von den Problemen anderer: Der griechische Tourismus leidet unter den hohen Flüchtlingszahlen, in der Türkei wiederum bremst der autoritäre Kurs von Präsident Recep Tayyip Erdoğan Buchungen für die türkische Rivera. Die anhaltende instabile Lage in Tunesien oder Ägypten kommt den Spaniern ebenso zugute.

Folglich setzte sich der Aufwärtstrend in Spanien auch im Jänner mit 3,9 Millionen Gästen (plus 10,7 Prozent) fort. Für das Gesamtjahr 2017 erwartet man jedoch wegen des steigenden Ölpreises sowie dem geringeren Wirtschaftswachstum in einigen Herkunftsländern ein geringeres Gästeplus.

Briten Nummer 1

Größte Gruppe sind nach wie vor die britischen Urlauber. Für heuer werden 17,8 Millionen erwartet. "Das EU-Austrittsszenario Großbritanniens zeigt keinen Effekt", betont man auf STANDARD-Anfrage beim Branchenverband Exceltur. Nach Regionen betrachtet lockten Barcelona und Katalonien, Mallorca, die Balearen und die auch im Winter attraktiven Kanaren die meisten Urlauber. Stets attraktiver werde auch der "grüne Norden" – Galicien, Asturien und Kantabrien – heißt es bei Exceltur.

Mit zuletzt 125 Milliarden Euro zeichnete die Tourismuswirtschaft für 11,2 Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich. Die Branche schuf über 80.000 neue Arbeitsplätze. Reisende aus dem Ausland gaben in Summe 77 Milliarden Euro aus.

Die Pro-Kopf-Ausgaben sinken allerdings. Mitverantwortlich dafür ist der Trend, dass immer mehr Urlauber private Ferienwohnungen über Plattformen wie Airbnb buchen. Gabriel García, Präsident des Madrider Hotelierverbands AEHM klagt: "Das ist unlauter Wettbewerb. Die Zahl der Airbnb-Unterkünfte in Madrid hat sich binnen eines Jahres verdoppelt, von 10.000 auf 20.000. Mittlerweile gibt es 74.000 Betten auf der Plattform."

Gabriel Escarrer von der Hotelgruppe Sol Meliá drängt auf Maßnahmen durch den Gesetzgeber. "Die Mehrheit jener Unterkünfte wird ohne Lizenz angeboten, die Betreiber liefern keine Mehrwertsteuer ab", sagt er.

Neues Modell

"Es bedarf eines neuen Tourismusmodells", fordert auch der Branchenverband Exceltur. Über Jahrzehnte setzte man auf das Motto "Sonne, Strand und Meer", das an den Küsten Beton-Bettenburgen wie Pilze aus dem Boden schießen ließ und den "Sauftourismus" im Ballermann-Stil zur Marke machte: "Quantität ist aber nicht gleich Qualität", warnt Exceltur. Die Konkurrenz werde nicht ewig schwächeln, daher gelte es, Luxusurlauber zu locken.

Ein Wachstums- und Zukunftsmarkt ist hier der Sporttourismus, wie eine weitere Studie des Statistikinstituts INE belegt. Knapp zehn Millionen Aktivurlauber wählten etwa Spanien, um ihrem Hobby Golf nachzugehen. Alleine diese Sparte bringt dem Staat Einnahmen von mehr als 560 Millionen Euro pro Jahr und sichert mehr als 11.000 Arbeitsplätze.

Im Gegensatz zu diesen Jobs wird vielerorts aber nur Saisonarbeit angeboten. Im Rahmen der Tourismusmesse Fitur haben die großen Gewerkschaften UGT und CCOO daher zuletzt massiv gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse im Sektor protestiert. (Jan Marot aus Granada, 22.3.2017)