Nun hat der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl nach langen Verhandlungen also einen neuen besten Freund: Am Mittwoch präsentiert er mit FPÖ-Chef Mario Eustacchio das Regierungsprogramm und die Ressortverteilung. Was bisher durchsickerte, wirft kein positives Licht auf die Zukunft der Stadt an der Mur.

An die regelmäßig protestierenden Kraftwerksgegner hat man sich ja schon fast gewöhnt. Sie kritisieren die Umweltzerstörungen, hohe Kosten und nicht zuletzt auch den Umgang mit einem hochsensiblen betroffenen Areal am Fluss, wo einst ein NS-Lager gestanden ist. Doch auch anderswo hinterlässt Nagl, der mittlerweile mit jeder Fraktion Koalitionen ausprobiert hat, viel verbrannte Erde. Grüne und KPÖ haben in ihren Ressorts, etwa Kultur und Wohnen, alles andere als schlechte Arbeit geleistet. Dass diese nun an ÖVP und FPÖ wandern sollen, geschieht nicht zum Wohle der Stadt, sondern hier geht es um reinen Machterhalt. Immerhin war das Wohnressort eine Bedingung, die die FPÖ an den in Partnernot geratenen Nagl gestellt hat.

Mit solchen durchsichtigen Schachzügen erhöht man die Politikverdrossenheit der Wähler. Apropos nah am Wasser – oder eben an der Mur – gebaut: Nagl und Eustacchio gelten beide als schnell beleidigte Männer, zudem konnten sie bisher eigentlich gar nicht miteinander. Wer weiß also, wie lange die neue Koalition hält. Eine Herausforderung wird sie allemal. Für alle Beteiligten. (Colette M. Schmidt, 28.3.2017)