Flora Petrik, Bundessprecherin der Jungen Grünen, hat die "Konfliktdynamik unterschätzt".

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Wien – Die grüne Mutterpartei wirft nun tatsächlich ihre eigene Jugend aus dem Nest. Es werde "die Grundvoraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit der Jungen Grünen mit der Partei nicht erfüllt", erklärte Robert Luschnik, Bundesgeschäftsführer der Grünen, Donnerstagmittag knapp. Dem Rauswurf war ein monatelanger Streit vorausgegangen, in dem sich die Fronten zwischen den Grünen und ihrer Jugendorganisation laufend verhärtet hatten.

"Dynamik unterschätzt"

Donnerstagvormittag war Flora Petrik noch ausgerückt, um sich zu entschuldigen: Die Situation sei eskaliert, sie habe Fehler gemacht und die "Konfliktdynamik unterschätzt", gestand die Bundessprecherin der Jungen Grünen auf einer Pressekonferenz ein. Auch die von Petrik vor einigen Tagen ausgesprochene – wie sie nun selbst sagt: "harsche" – Rücktrittsaufforderung an Grünen-Frontfrau Eva Glawischnig nahm sie zurück. In der Sache blieb die Jugendchefin aber hart: An den Grünen Studierenden werde sie festhalten, das sei sicher.

Zur Erinnerung: Die Jungen Grünen unterstützen seit einiger Zeit eine Gruppe grüner Studenten, die sich Grüne Studierende nennt und bei der Wahl zur Hochschülerschaft in Linz und Graz kandidieren will. Die Bundespartei stellte sich dem entgegen. Ihre offizielle Studentenvertretung sind die Grünen und Alternativen Studentinnen und Studenten (Gras) – zwei konkurrierende Listen wolle man nicht fördern.

Petrik hafte für 160.000 Euro

Dieser parteiinterne Streit schaukelte sich zunehmend hoch. Jung und Alt beharrten auf ihren jeweiligen Positionen, bis die Mutterpartei schließlich ein Ultimatum aussprach: Entweder die Parteijugend nehme von den Grünen Studierenden Abstand, oder man werde sich von ihr trennen und somit auch den Antrag auf staatliche Jugendförderung für Parteien nicht mehr beim Familienministerium einreichen – womit der Vorfeldorganisation der Geldhahn zugedreht würde. Die Frist für diesen Förderantrag läuft Freitag aus.

Petrik hatte bereits im Vorfeld bekundet, dass sie ohne Jugendförderung persönlich für 160.000 Euro hafte und dadurch in den Privatkonkurs getrieben werde.

Grüne arbeiten an neuer Plattform

Die Grünen wollen jedenfalls möglichst rasch für Ersatz sorgen: Parteigeschäftsführer Luschnik kündigte an, dass ab nächster Woche "gemeinsam mit vielen grünengagierten jungen Aktivisten" an einer neuen Plattform gearbeitet werde. Es gehe dabei um "Engagement gegen den Rechtsruck in Österreich und Europa, soziale Gerechtigkeit, leistbares Leben und einen freien Zugang zu Bildung und Umweltschutz".

Petriks Entschuldigung und die Klarstellung zu ihren Aussagen "respektiere" Luschnik. Die Entscheidung über den Ausschluss der eigenen Jugend habe allerdings nichts mit deren "Kritik an der Partei oder an der Bundessprecherin" zu tun. Es gehe ausschließlich darum, dass die Jungen Grünen die Grünen Studierenden unterstützen. Petrik selbst wollte sich am Donnerstagnachmittag nicht mehr dazu äußern.

Am Abend hatte sie dann noch ein Gespräch mit der Parteichefin. Dem Vernehmen nach handelte es sich um ein "Abschiedsgespräch". (Katharina Mittelstaedt, 31.3.2017)