Am 11. April ist es soweit. Dann beginnt Microsoft mit der Verteilung des "Creators Update", der nächsten umfassenden Erweiterung von Windows 10. Nutzern des Insider-Programms steht das Paket schon seit etwa zwei Wochen zur Verfügung. Auch an die Hardwarehersteller wird es mittlerweile ausgeliefert.

Erste US-Medien haben nun Rezensionen zu der Erweiterung des Betriebssystems publiziert. Das Echo ist positiv. Für diese Zusammenfassung wurden die Tests von Engadget, Windows Central und Ars Technica beigezogen. Riesige Änderungen darf man sich zwar nicht erwarten, jedoch wird die Plattform um allerlei sinnvolle Funktionen erweitert.

Windows

Paint 3D

Wie der Name schon sagt, richtet sich das Creators Update vor allem am jene, die auf ihren Windows-Geräten gerne Inhalte erstellen und teilen. Die im Vorfeld prominenteste Ergänzung in dieser Hinsicht ist freilich Paint 3D, eine modernisierte Ausgabe des seit Windows-Urzeiten existierenden Zeichenprogramms, mit dem man nun auch in der dritten Dimension arbeiten kann.

Gelobt wird das Interface, das Microsoft so angelegt hat, dass es sich sowohl mit der Maus, als auch mit Stift und Finger gut benutzen lässt. Neben einfachen 2D-Zeichenmöglichkeiten lassen sich nun auch 3D-Modelle anlegen und manipulieren. Selbst für Kinder sei die Bedienung einfach zu erlernen, dazu hilft die App mit nützlichen Tipps aus.

Windows

Weiters hat Microsoft Paint 3D mit anderen Anwendungen gekoppelt. Anzeige und rudimentäre Manipulation von 3D-Objekten ist etwa auch im Edge-Browser möglich. Dazu können "Minecraft"-Spieler ihre Kreationen aus der Blockwelt in das Zeichenprogramm importieren. Mit Remix 3D kommt außerdem eine Art Social Network hinzu, über das Nutzer ihre plastischen Kreationen präsentieren und austauschen können. Wer lieber an der traditionellen Ausgabe von Paint festhalten will, kann das übrigens tun – sie ist weiterhin Bestandteil von Windows 10.

Aufwertung für Edge

Einige Neuerungen gibt es auch für Edge. Schon in den vergangenen Monaten hat Microsoft versucht, seinen Browser aufzuwerten. Mittlerweile läuft er schneller und stabiler und beherrscht außerdem Erweiterungen. In Sachen Marktanteil hinkt er aber immer noch deutlich hinter Platzhirsch Chrome und Firefox hinterher.

Am auffälligsten sind zwei Verbesserungen für den Surfkomfort. Wer mit der Maus über die Leiste geöffneter Tabs fährt, sieht nun für jede der Seiten eine Vorschau – ein Feature, das man sich offenbar von Opera abgeschaut hat. Als sehr nützlich gepriesen wird die neue Möglichkeit, alle gerade geöffneten Tabs über einen neuen Button abzuspeichern und eine neue Session zu starten.

Foto: Microsoft/Ars Technica

Wer etwa gerade eine Recherche anstellt und die Suche ruhen lassen will, muss nicht mehr alle einzelnen Seiten in die Favoriten aufnehmen oder eine Erweiterung installieren. Über die Seitenleiste lassen sich derlei gespeicherte Tab-Sammlungen wieder aufrufen. Ein Limit für die Anzahl der geöffneten Webseiten gibt es beim Hinterlegen nicht.

Allerdings: Die Tab-Sammlungen sind nicht persistent. Schließt man den Browser in der Zwischenzeit, gehen sie verloren. Hier zeigt sich etwa Chrome noch deutlich gnädiger. Der Google-Browser lässt sich schließen und anschließend wieder mit allen zuvor geöffneten Fenstern und Tabs öffnen. Auch versehentlich geschlossene Tabs lassen sich mit einem Tastaturshortcut wieder aufmachen.

4K-Netflix und E-Book-Anzeige

Auch unter der Haube gibt es Änderungen. So gibt es nun eine eigene, mit dem Microsoft-Account des Users gekoppelte Bezahlschnittstelle für Edge, von denen Entwickler Gebrauch machen können. Flash ist standardmäßig deaktiviert und außerdem beherrscht das Surftool nun als erster Browser die Wiedergabe von Netflix-Streams in 4K-Auflösung.

Neu in Edge ist auch die Anzeige und Verwaltung von E-Books. Das Programm übernimmt damit die Rolle der einstigen dezidierten Reader-App, die mittlerweile nicht mehr Standard-Bestandteil von Windows ist.

Das Zwischenfazit unterscheidet sich von Test zu Test. Während Windows Central Edge mittlerweile für ein konkurrenzfähiges Surftool zur Hauptverwendung empfiehlt, ist er nach Ansicht von Ars Technica "noch nicht ganz" da angekommen, wo die Konkurrenz bereits ist.

Foto: Microsoft

Cortana kann nun mehr

Die hauseigene Sprachassistentin Cortana hat ebenfalls eine Aufwertung erfahren. Sie kann nun nach neuen Webinhalten, darunter etwa Songtexte, suchen. Basierend auf E-Mail-Inhalten bietet sie außerdem das Setzen von Erinnerungen an. Außerdem merkt sie sich, welche Anwendungen und Dokumente der Nutzer zuletzt geöffnet hat und bietet in der Benachrichtigungsleiste die Option, diese direkt wieder zu öffnen. Das funktioniert auch geräteübergreifend mit dem gleichen Microsoft-Konto und unter der Nutzung von cloud-angebundener Software wie Office 365.

Hauptsächlich für körperlich beeinträchtigte Nutzer von Vorteil dürfte die Integration von Cortana in den Einrichtungsprozess von Windows 10 sein. Wer das Betriebssystem konfiguriert, kann sich von ihr nun viele Schritte mittels Sprachausgabe erklären lassen und Einstellungen durch das Beantworten von Ja/Nein-Fragen setzen.

Foto: Microsoft

(Fast) wirkungsloser Game Mode

Neues bietet Windows 10 auch für Spieler. Der Game Mode soll beim Zocken für mehr Performance sorgen, in dem er die Beanspruchung der Hardware durch das System und andere Programme bei einem laufenden Spiel minimiert. Verfügbar ist der Modus sowohl für Universal Windows Platform-Apps (UWP), als auch für "normale" Win32-Anwendungen.

Relevante Unterschiede zu bisher sind den Testern allerdings nicht aufgefallen. Bei Engadget konnte man eine Verbesserung der Bildwiederholrate von "Minecraft" auf einem Surface 4 Pro feststellen. Bei Ars Technica wiederum gibt es Unsicherheit darüber, ob dieser Modus überhaupt funktioniert. Bei Windows Central wird die Funktion lediglich erwähnt, wurde aber nicht getestet. Microsoft hat jedenfalls in Aussicht gestellt, die Leistungspriorisierung künftig auch für Anwendungen abseits von Spielen ebenfalls zu ermöglichen.

Xbox

Mit dem Update integriert Windows 10 auch Microsofts eigenen Streaming-Service Beam. Damit lässt sich das eigene Spielerlebnis am PC und auf der Xbox One über Xbox Live übertragen. Die Technologie bietet wesentlich schnellere Latenzen als etwa die von Amazon übernommene Plattform Twitch.

Nachtlicht

An der Oberfläche von Windows 10 ändert sich mit dem Creators Update kaum etwas. Wer sein Startmenü aufgeräumter mag, kann nun über eine neue Schaltfläche die vollständige Appliste ausblenden, sodass das Menü letztlich stark dem Homescreen von Windows 10 Mobile ähnelt.

Dazu gibt es eine neue Einstellung in der Benachrichtigungsleiste. Der "Nachtlicht"-Modus reduziert den Blauanteil in der Farbwiedergabe. Damit soll man am Abend entspanner arbeiten können und der hormonell gesteuerte Tag-Nacht-Rhythmus des Kreislaufs nicht durcheinander gebracht werden. Wie stark die Tönung ausfällt, kann über einen Schieberegler bestimmt werden. Dazu kann sich der Modus auch über festgelegte Uhrzeiten automatisch ein- und ausschalten.

Flottere Updates

Weiters bringt Windows 10 noch eine Reihe weiterer kleinerer Änderungen mit. Eine davon ist die Verringerung der Größe von Updates für das Betriebssystem. Künftig sollen nur noch Dateien heruntergeladen werden, die neu sind oder verändert wurden. Microsoft verspricht dadurch eine Größenreduktion von bis zu 35 Prozent für Aktualisierungen. Außerdem soll dadurch auch die Abfrage nach neuen Patches auf den Microsoft-Servern beschleunigt werden. Dazu haben Nutzer nun auch mehr Kontrolle über den Installationszeitpunkt von Updates. Überarbeitet hat man außerdem das Sicherheitszentrum, das nun eine bessere Übersicht und neue Funktionen bietet.

Auf die integrierte Unterstützung für Augmented Reality- und Virtual Reality-Brillen geht keine der Rezensionen näher ein. Das dürfte auch daran liegen, dass bislang noch keine der angekündigten und vergleichsweise günstigen Geräte von Drittherstellern verfügbar ist.

Kleine Schritte nach vorne

In Summe attestieren die Rezensenten dem Creators Update, Windows 10 sinnvoll zu verbessern und seinem Namen gerecht zu werden. Revolutionäre Änderungen bringt das Paket nicht mit, was aber auch zeigt, dass das Betriebssystem in vielen Bereichen mittlerweile gut ausgereift ist.

Abzuwarten bleibt nun, wie gut Microsoft den Rollout managt. Gerade in den letzten Monaten hatte der Konzern sich immer wieder Nutzerbeschwerden infolge fehlerhafter Aktualisierungen oder Problemen bei deren Installation eingehandelt. (gpi, 2.4.2017)