Die Tierrechtsorganisation Peta ist wahrlich kein Freund der Milchindustrie. Und derzeit auch nicht von Nintendo. Der Verein hat sich neuerdings auf die Minispielsammlung "1-2-Switch" für die neue Konsole des japanischen Spieleherstellers eingeschossen.

Der Grund: "1-2-Switch" lädt Spieler unter anderem zum Wettmelken. Mit dem Controller gilt es, an schemenhaft abgebildeten Eutern zu ziehen, um eine größere Milchmenge zu lukrieren. Mit einem offenen Brief hat sich Peta-Chefin Ingrid Newkirk nun an Nintendo gewandt.

Nintendo

Nintendo soll "Ausbeutung" zeigen

"Unsere Angestellten haben euer Kuhmelk-Spiel gespielt und dabei festgestellt, dass ihr all die Grausamkeit ausgespart habt. Wir haben 35 Jahre Erfahrung mit der Untersuchung von Milchbauernhöfen, wo Kühe für ihre Milch ausgebeutet werden", heißt es darin. Man schlägt vor, dass das Spiel um "alle Aspekte der Milchgewinnung" erweitert werden solle – von der erzwungenen Besamung von Kühen bis zur frühen Trennung von Mutter und Kalb.

Man stelle auch gerne Videomaterial von den "dreckigen Umgebungen" auf den Milchfarmen bereit. Sollte Nintendo dies als ungeeignet betrachten, würde man die Implementation eines Minispiels zur Herstellung von Mandelmilch vorschlagen, anstelle der "Beschönigung" der Milcherzeugung. "Ist euer Team mutig genug, sich der Wahrheit zu stellen?", schließt Newkirk das Schreiben ab.

2.200 Reaktionen erhielt der Brief bislang auf Facebook, über 800 Mal wurde er geteilt. In den Kommentaren erntet Peta sowohl Lob und Kritik. Während einige Nutzer sich für den Einsatz und das Aufbringen des Themas bedanken, sprechen andere von Falschinformation und "weltfremden Forderungen".

Games-Kritik als PR-Schachzug

Es ist nicht das erste Mal, dass Peta ein Nintendo-Game kritisiert. "Pokémon Go" schalt man wegen der Verharmlosung des Fangens von Tieren und produzierte sogar ein Minispiel, in dem sich die virtuellen Monster befreiten. Auch der Waschbäranzug, den Super Mario in manchen Spielen tragen kann, war den Tierrechtlern ein Dorn im Auge.

Den "People for the Ethical Treatment of Animals", wie der Verein in voller Länge heißt, geht es mit derlei Konfrontationen freilich nicht nur um die Spielinhalte selber, schreibt der Spiegel. Die Organisation nutzt vermeintlich tierfeindliche Inhalte in Videospielen regelmäßig als Sprungbrett der eigenen PR.

Sowohl Indieproduktionen wie "Super Meat Boy" – man macht sich für vegane Ernährung stark und produzierte mit "Super Tofu Boy" eine Alternativ-Version – als auch große Games-Serien wie "Assassin’s Creed" oder "Call of Duty" nahm man schon ins Visier. Für "Starcraft 2: Heart of the Swarm" forderte man eine sanftere Behandlung der insektoiden Alienrasse der Zerg.

WIRSPIELEN

Win-Win-Situation

Abseits der objektiv schwer bewertbaren inhaltlichen Ebene könnte das Vorgehen dabei sowohl für Peta, als auch die Games-Hersteller von Vorteil sein. Denn durch die Kritik generiert man Aufmerksamkeit für sich selbst und das jeweilige Spiel – insbesondere eine relativ unspektakuläre Games-Sammlung wie "1-2-Switch" erhält selten so viel Öffentlichkeit. Sowohl die eigenen Anhänger, als auch die Spielefans haben eine Grundlage für empörte Postings, ebenso ist das Thema (quod erat demonstrandum) für Medien attraktiv.

Ob Petas Kritik am Melkspiel weitere Auswirkungen haben wird, bleibt abzuwarten. Anzunehmen ist, dass Nintendo der Angelegenheit keine Aufmerksamkeit schenken wird. Bislang hat der Hersteller jedenfalls noch nicht auf den Brief reagiert. (gpi, 06.04.2017)