Wien – Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) fischt in fremden Ressorts. Sie will die Schulferien reformieren und die autonomen Tage in Herbstferien umwandeln. Diese sollen terminlich mit 26. Oktober bis 2. November fixiert sein und bundesweit gelten. Der ÖVP-Vorschlag sei das Ergebnis monatelanger Verhandlungen, sagte die Ministerin. Vom Koalitionspartner habe sie positive Signale erhalten, als die Papiere übermittelt wurden. Doch die zuständige Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) stellt klar, erst kurz vor der Pressekonferenz am Dienstag von dem schwarzen Vorstoß erfahren zu haben.

Karmasin betont, dass die "Ferienzeit in Summe gleich" bleibe, sie habe sich davon überzeugen lassen, dass auch an den neun Wochen langen Sommerferien nichts geändert werde. Im Vorjahr wollte sie noch die Sommerferien um eine Woche verkürzen und die freien Tage in den Herbst verlagern. Der aktuelle Vorschlag sieht nun aber vor, die schulautonomen Tage zu bündeln. Wenn alle Schüler zeitgleich freihaben, komme das auch ihren Eltern bei Betreuungsschwierigkeiten entgegen. Karmasin hat den Vorschlag mit Gewerkschaft, Eltern und Bildungspsychologen erarbeitet und untermauert ihr Vorgehen mit einer Umfrage: 80 Prozent der Schüler empfinden die Herbstzeit bis Weihnachten als besonders stressig. Das sei kontraproduktiv und führe zu "Burnout und maximaler Überforderung".

Autonome Tage bündeln

Bisher hat jede Pflichtschule vier freie Tage pro Schuljahr (AHS fünf Tage), die meist rund um Feiertage gelegt werden. Mit bundesweiten Herbstferien werde eine fixe, planbare und einheitliche Ferienzeit geschaffen, das würde Eltern mit Kindern in verschiedenen Schulen entgegenkommen. Für die Schulen blieben weiterhin ein bzw. zwei autonome Tage, über die sie frei verfügen könnten, auch wenn weniger bzw. mehr Tage für die Herbstferien gebraucht würden: "Das mittelt sich aus", erklärt Karmasin. Dass man den Koalitionspartner erst im Anschluss an die Öffentlichkeit informiere, findet Karmasin "legitim", wenn die ÖVP eine Position ausarbeite.

Für Hammerschmid kommt der schwarze Vorschlag überraschend, hat doch die Bildungsministerin erst kürzlich mit ihrem Gegenüber Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) ein Schulautonomiepaket ausverhandelt. Das sei derzeit in Begutachtung, dabei werde auch dieser Themenkomplex angeschnitten, erklärt eine Sprecherin dem STANDARD. Das Thema sei nicht neu, auch die Probleme für Eltern mit Kindern an verschiedenen Schulen seien bekannt. Aber: "Wir haben alle Schulpartner gefragt, ob hier etwas geändert werden soll – sie wollten die derzeitige Variante beibehalten". Karmasin könne im Zuge des Begutachtungsprozesses eine Stellungnahme abgeben, gegebenenfalls werde Hammerschmid mit Mahrer verhandeln.

Die Grünen begrüßen den Vorschlag von Karmasin, endlich habe die ÖVP die grüne Position übernommen, erklärte Bildungssprecher Harald Walser. Für die Neos geht die angedachte Reform an der Realität der Familien vorbei, solange es keine ausreichende Betreuung gebe. Einheitliche Herbstferien seien zwar sinnvoll, aber hier würde nur ein traditionelles Familienbild unterstützt werden – für Alleinerziehende sei es "ein Schlag ins Gesicht". (mte, 18.4.2017)