Zvi Aviram, Gründer des gerade für 15 Milliarden Euro verkauften Autozulieferers Mobileye, setzte sich sicherheitshalber selbst ans Steuer, um mit Bundeskanzler Christian Kern durch Jerusalem zu fahren. Nur für ein kleines Stück auf der Autobahn wurde dann dem Fahrzeug autonom die Steuerung überlassen.

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Kern besuchte das Start-up-Zentrum Media Quarter Jerusalem, das der Unternehmer Erel Margalit gegründet hat.

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Was macht Israel zu einer Start-up-Nation? Ziv Aviram, Gründer und Vorstandschef des Autozulieferers Mobileye, braucht nicht lange zu überlegen: "Es ist erwünscht, dass man verschiedene Dinge ausprobiert. In der israelischen Kultur verliert man das Gesicht nicht, wenn man scheitert." Mobileye, das am Stadtrand von Jerusalem liegt, ist dagegen die bisher spektakulärste Erfolgsgeschichte eines Start-ups in Israel. 1999 von einem Forscher der Hebrew University in Jerusalem zur Entwicklung von Fahrassistenzsystemen gegründet, entwickelte sich Mobileye rasch zum führenden Spezialisten für Kameras im Bereich autonomen Fahrens.

Im März wurde das Unternehmen, das mittlerweile 600 Mitarbeiter zählt, vom US-Chiphersteller Intel für umgerechnet fast 15 Milliarden Euro gekauft. Das ist der bisher größte Deal in der Hightech-Branche Israels. Acht Jahre habe es gedauert, bis Mobileye die 360-Grad-Erfassung mit acht Kameras hingekriegt habe. Zwölf Millionen Autos seien bereit mit dieser Technologie unterwegs, führt Aviram im Gespräch mit dem österreichischen Bundeskanzler Christian Kern aus. Bereits 2021 sollen rund tausend selbstfahrende Fahrzeuge unterwegs sein, so seine Prognose.

Der Kanzler im selbstfahrenden Auto

Wie es sich anfühlt, in einem solchen Wagen unterwegs zu sein, konnte der technikaffine Kanzler dann selbst ausprobieren. Der Firmenchef setzte sich aber hinters Steuer des weißen Audi, nur auf einem kleinen Teilstück der Stadtautobahn nahm er die Hände vom Lenkrad. Für Kern steht außer Frage, dass autonomes Fahren kommen werde. Ihn interessierten aber die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In Österreich sind rund 300.000 Jobs mit der Automobilindustrie verbunden, die in Gefahr seien. Deshalb sei es wichtig, "dass wir von Anfang an bei dieser Entwicklung dabei sind".

In Österreich läuft mit Mobileye und der TU Graz bereits ein Pilotprojekt zur Ausstattung von vorerst 15 Bussen und Lkw mit Rundumkameras, um den sogenannten "blinden Fleck" zu eliminieren. Das Verkehrsministerium beteiligt sich mit 120.000 Euro an den Kosten, bis Herbst 2018 sollen Ergebnisse vorliegen.

Hightech ganz anderer Art kommt bei einer etwas außerhalb der Stadt gelegenen Baustelle der österreichischen Firma Züblin zum Einsatz. Der Bohrer Isabell frisst sich in den nächsten vier Jahren durch Erde und Gestein, um den mit 14 Kilometer längsten Tunnel zur Wasserversorgung Jerusalems zu bauen.

Bedarf an privaten Millionen

Wieder zurück in der Stadt, stand dann ein Besuch beim Media Quarter Jerusalem auf dem Programm. Mit aufmunternden Rufen von Gründer Erel Margalit angefeuert, präsentierten sich dann einige Chefs der rund 200 Firmen, die sich in den Gebäuden auf dem Campus eingemietet haben. Interessiert lauschte auch Eveline Steinberger-Kern, Gründerin der auf Start-up-Initiativen spezialisierten Blue Minds Company, die in Wien beim geplanten Start-up-Zentrum im Designtower beratend tätig ist.

Warum es in Österreich für Start-ups so schwierig ist? "Das Problem fängt an, wenn es darum geht, nach einer Startphase weitere fünf oder zehn Millionen aufzustellen", meint Kern. Der Staat könne "da zwar ankurbeln", es bedürfe aber privater Investoren. (Alexandra Föderl-Schmid aus Jerusalem, 24.4.2017)