Wer sind Gig-Worker? Erste Studien kommen in unterschiedlichen Ländern zu ähnlichen Ergebnissen: Drei bis fünf Prozent arbeiten mindestens einmal die Woche über eine Plattform. Die meisten verdienen damit weniger als die Hälfte ihres Einkommens, für wenige ist es die einzige Einkommensquelle.

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Dieser Beitrag ist der zweite Teil einer Artikel-Serie zum Thema "Spielregeln der Gig-Economy". Den ersten Teil gibt es hier.

Wie viele Menschen eigentlich in der Gig-Economy arbeiten, weiß heute niemand so genau. Der Grund dafür ist simpel: In der Welt der Onlineplattformen herrscht ein drastischer Mangel an Transparenz. Nirgendwo wird erfasst, wie viele Plattformen, die Arbeit vermitteln, überhaupt in Österreich aktiv sind. Je mehr Plattformen allerdings in Erscheinung treten und ihre Dienste bewerben, desto mehr Forscher werden auf das Phänomen aufmerksam und legen erste Zahlen vor, die ein wenig Licht in das undurchsichtige Dickicht der Plattformökonomie bringen.

Wenig über Teilnehmer bekannt

Die EU-Kommission schätzt für 2015 den Bruttoumsatz "kollaborativer Plattformen" für die EU auf 28 Milliarden Euro. In Schlüsselbranchen (Unterkunft, Personenbeförderung, Dienstleistungen und Schwarmfinanzierung) habe sich der Umsatz innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Das Wachstumspotenzial sei groß.

Noch weniger als über die neuen Geschäftsmodelle ist bis dato über die Menschen bekannt, die selbige durch ihre Arbeit erst ermöglichen: die Gig-Worker. Denn meist ist es nicht nur der innovative Algorithmus, der die neuen Unternehmensformen ermöglicht, sondern schlicht die gute alte menschliche Arbeitskraft, die hinter der digitalen Fassade werkt.

Die erste umfassende Untersuchung legte Ursula Huws von der University of Hertfordshire 2015 für Großbritannien vor. In einer Onlinebefragung gaben elf Prozent an, schon einmal Arbeit über eine Plattform wie Upwork, Uber oder Handy verrichtet zu haben, drei Prozent, dass sie dies mindestens einmal pro Woche tun.

Kein gutes Geld zu machen?

Die Studie wurde daraufhin in Schweden, Deutschland, den Niederlanden und Österreich wiederholt. Die Ergebnisse waren überall ähnlich: Drei bis fünf Prozent arbeiten mindestens einmal die Woche über eine Plattform. Die meisten verdienen damit weniger als die Hälfte ihres Einkommens, für wenige ist es die einzige Einkommensquelle.

Den Grund dafür legt eine Studie des deutschen Ministeriums für Arbeit und Soziales offen: Mit Crowdwork ist schlicht kein gutes Geld zu machen. Vor allem im Bereich der reinen Onlinearbeit, bei der viele kleine Aufträge hintereinander verrichtet werden müssen, verdienen die meisten weniger als zwei Euro pro Auftrag. Ein oft genanntes Problem ist auch, dass nicht immer genug Arbeit vorhanden ist bzw. die Crowdworker lange unbezahlte Suchzeiten für Aufträge haben. Eine Konsequenz: Viele arbeiten offenbar für mehrere Plattformen gleichzeitig.

Daten für Österreich

Interessant ist auch ein Blick an die Ränder des europäischen Arbeitsmarktes, wo vergleichsweise geringe Einkommen eine höhere Kaufkraft haben. So arbeiten laut Financial Times für die Plattform Upwork rund 120.000 Ukrainer. 2014 flossen rund 61 Millionen US Dollar an Honoraren an Freelancer aus der Ukraine.

In Österreich wurden rund 2000 Erwachsene befragt, fünf Prozent arbeiten mindestens einmal wöchentlich über eine Onlineplattform. Die Betroffenen sind jünger und eher ledig als der Schnitt der Beschäftigten. Männer und Frauen nutzen die Plattformen in etwa gleich stark. Bei den Tätigkeiten zeigt sich ein buntes Bild: Von einfachen Bürotätigkeiten oder Botenfahrten bis zu kreativer Arbeit oder IT-Tätigkeiten und persönlichen Dienstleistungen findet man eigentlich alles im Reich der Onlinearbeit.