Man weiß nicht, ob man sich freuen oder ärgern soll: Dass es zwanzig Jahre nach dem ersten Frauenvolksbegehren nun ein zweites gibt, ist gut und schlecht zugleich. Um mit Letzterem zu beginnen: Dass eine neue Generation von Frauen strukturelle Benachteiligung in Österreich nicht länger hinnehmen will, ist gut – alles andere wäre politische Selbstaufgabe.

Dass 645.000 Unterschriften im Jahr 1997 aber letztlich (fast) vergebens waren, weil die damals schon dringend anstehenden Reformen wieder nicht gemacht wurden, und dass die Einkommensschere sich weiter vergrößerte, Frauen in Spitzenpositionen weiterhin Exotinnen sind – das lässt auch diesmal wenig Zuversicht aufkommen. Seit der Finanzkrise 2008 ist ein Rückschlag in Sachen Gleichstellung sicht- und spürbar, noch befeuert und beschleunigt von Trollen in den sozialen Netzwerken, die Sexismus und Frauenfeindlichkeit offen propagieren.

Dazu kommt, dass sich eine der wenigen Forderungen des ersten Frauenvolksbegehrens, die erfüllt wurden, als Danaergeschenk erwies: Das Recht auf Elternteilzeit wird den vielen Frauen, die seither in Teilzeitjobs gewechselt sind, spätestens zum Pensionsantritt auf den Kopf fallen. Ob Arbeitszeitverkürzung das richtige Mittel ist, dieses Problem zu beheben, ist zweifelhaft. Eine breite Debatte darüber – und über alle anderen Anliegen der Frauenvolksbegehrerinnen – ist dennoch hoch an der Zeit. (Petra Stuiber, 28.4.2017)