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Ein neues In-vitro-Feritilisations-Verfahren soll Auskunft über die Intaktheit von befruchteten Eizellen vor Implantation geben – so die Hoffnung der Forscher.

Foto: Richard G. Rawlins, Ph.D. / Science Photo Library / picturedesk.com

Wien – Nach ersten Versuchen im Jahr 2015 sind Wiener Spezialisten der In-vitro-Fertilisation (IVF) um einen der österreichischen Pioniere, Wilfried Feichtinger, dabei, die nicht-invasive Präimplantationsdiagnostik aus Kulturflüssigkeit der befruchteten Eizellen (Blastozysten) voranzutreiben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in "Reproductive BioMedicine Online". Das Verfahren erbringt aussagekräftige Ergebnisse.

Erbgut der befruchteten Eizelle

Feichtinger hatte im März 2015 erstmals die von einem italienischen Wissenschafter angedachte neue Methode verwendet: Statt – wie nun in bestimmten Fällen auch in Österreich erlaubt – die Erbinformation einer Zelle des Embryos im Mehrzellstadium invasiv zu untersuchen, versuchten er und seine Mitarbeiter, parallel zu einer Polkörperdiagnostik im Kulturmedium der sich entwickelnden Eizelle DNA zu identifizieren, zu vermehren und dann zu analysieren. Zumeist wird bei In-vitro-Fertilisierung das männliche Erbmaterial in die Eizelle durch Injektion eingebracht (ICSI). Dabei entstehen in der Hülle der Blastozyste winzige Löcher, aus denen DNA austreten kann. Die Überlegung bei dem neuen Verfahren: Dieses Erbgut stellt DNA der befruchteten Eizelle dar und sollte somit bei einer Analyse Aussagen über die Intaktheit der Blastozyste erlauben.

Voraussetzungen für eine Schwangerschaft

Bei der sogenannten Polkörperdiagnostik, ebenfalls nicht-invasiv für den Embryo, wird nach der Befruchtung der Eizelle DNA aus einem übrig gebliebenen Polkörperchen der Eizelle untersucht. Es handelt sich dabei aber ausschließlich um mütterliche Erbsubstanz. "Bei der DNA aus dem Kulturmedium untersucht man hingegen das Erbgut der befruchteten Eizelle", sagt Feichtinger.

Die Verfahren werden angewendet, um bei der Implantation befruchteter Eizellen im Rahmen der IVF nur solche zu verwenden, welche die besten Voraussetzungen für das Herbeiführen einer Schwangerschaft haben. Gleichzeitig sollen schwere genetische Veränderungen erkennbar werden.

Präimplantationsdiagnostik aus Kulturflüssigkeit aussagekräftig

Die Wiener Wissenschafter, unter ihnen als Erstautor Michael Feichtinger, der Sohn von österreichischen IVF-Pionieren untersuchten DNA aus Kulturmedium im Rahmen von 22 IVF-Versuchen mit ICSI-Befruchtung der Eizelle. Parallel dazu lief eine Polkörperdiagnostik ab. Das Ergebnis: Die Resultate aus den Tests an Kulturflüssigkeit bezüglich der Erbsubstanz des Embryos stimmten in 72 Prozent der Fälle mit jenen aus der Polkörperdiagnostik überein.

"Dieses Verfahren könnte einen Bestätigungstest für die Polkörperdiagnostik darstellen", meinen die Wissenschafter. "International arbeiten mehrere Wissenschaftergruppen daran, das Verfahren in groß angelegten klinischen Prüfungen zu untersuchen. Man will eventuell auch bestimmte genetisch bedingte Erkrankungen bzw. die erblich bedingten Anlagen dafür feststellen", sagte Feichtinger. Ein Beispiel wäre eventuell die zystische Fibrose. (APA, 4.5.2017)