Brigitte Macron, Ehefrau des neuen Präsidenten Frankreichs.

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Es passierte, wie sich mittlerweile herumgesprochen hat, im Theaterkurs der Mittelschule von Amiens in Nordfrankreich. Sie leitete die Inszenierung, er spielte eine Vogelscheuche. Sie war 39, er 15. Heute ist sie seine Frau: Im Juni 2007 heiratete die damals schon geschiedene Bankiersgattin Brigitte den Eliteschulabsolventen Emmanuel vor einer illustren Gästeschar – sogar ein früherer Premierminister war dabei.

Heute leben die Macrons im mondänen Badeort Le Touquet am Ärmelkanal. In dem Haus, das Brigitte gehört, kommen häufig ihre drei Kinder vorbei, darunter Tiphaine, die gleich alt ist wie ihr neuer Stiefvater und ihm in die Politik folgen will. Der Altersunterschied des Ehepaars ist kein Thema, Brigitte lacht nur darüber: Emmanuel müsse sich beeilen, die Präsidentenwahl schon 2017 zu gewinnen, meinte die 63-Jährige vor längerem schon, "denn wer weiß, welches Gesicht ich bei der Kampagne 2022 haben werde".

Brigitte Macron ist nun einmal frank und frei, spontan und ohne falsche Komplexe. Für Homestorys der Illustrierten "Paris Match" bot sie bisher bereitwillig ihr Heim an, und Reportern sagte sie Dinge wie: "Mein Gatte ist ein Kavalier, ein Mensch von einem anderen Planeten, ein Philosoph, ein Schauspieler, ein Schriftsteller, der noch nichts veröffentlicht hat." Um schelmisch anzufügen: "Und ich, ich verwahre die Manuskripte."

Am liebsten flicht Brigitte englische Ausdrücke in ihre forsche Rede ein, was in einzelnen Kreisen einen gewissen Schick hat, in anderen – namentlich im besseren Paris – aber Naserümpfen verursacht. Vielerorts ergießt sich Häme über die vife Frau und nunmehrige Präsidentengattin: Die siebenfache Großmutter übertreibe es, trage zu kurze Röcke, zu teure Designerroben von LVMH, liest man in den sozialen Medien; sie rede ihrem Mann ständig drein und sonne sich im Blitzlichtgewitter.

Den bösen Zungen hört das unkonventionelle Paar längst nicht mehr zu. "Bibi", wie er sie nennt, war während des gesamten Wahlkampfs präsent – hinter und vor den Kulissen. Sie nahm an den Strategietreffen ihres Mannes aktiv teil, ging seine Reden durch und regelte die Details seiner Auftritte, die sie stets aus der ersten Sitzreihe verfolgte. Auch bei seinen Wahlkampfausflügen war sie zuvorderst dabei. Brigitte Macron beteiligte sich als einzige Kandidatengattin aktiv am Wahlkampf. Soll niemand sagen, die neue First Lady Frankreichs sei im Élysée nur ein Anhängsel des großen Präsidenten. (Stefan Brändle, 7.5.2017)