In der Altenpflege fehlen auch in Vorarlberg Fachkräfte.

Foto: Robert Newald

Dornbirn – Altenpflege gehört nicht zu den Traumberufen. Entsprechend dünn ist die Personaldecke in Pflegeheimen. Der Mangel an Fachkräften veranlasste bereits einzelne Vorarlberger Heimleitungen, Betten nicht zu belegen. Man nimmt nur mehr so viele Patientinnen und Patienten auf, wie dem Personal zumutbar ist.

Der Landesverband der Heim- und Pflegeleitungen Vorarlberg (LHPV) beauftragte das Forschungszentrum Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Vorarlberg mit einer Umfrage über den Bedarf an Fachkräften in der stationären Altenpflege. Frederic Fredersdorf präsentierte am Dienstag das Ergebnis: Bis 2014 ist ein Bedarf an 1.200 diplomierten Pflegerinnen und Pflegeassistentinnen zu erwarten.

Grund dafür ist, so Fredersdorf, eine "gehörige Pensionierungswelle". Den Alten- und Pflegeheimen fehle es an jungem Personal, sind sich Forscher und Heimleitungen einig. Die Abgängerinnen von Krankenpflegeschulen möchten zuerst in die akute Pflege in die Krankenhäuser. Die Arbeit in Pflegeheimen sei meist erst nach der Kindererziehung interessant.

Mehrarbeit und Überforderung

Mit Ende 2016 waren in Vorarlberg 53 Vollzeitstellen unbesetzt. Wie gehen die Heime mit Personalengpässen um? Fast 80 Prozent kompensieren diese durch Mehrarbeit im Team – was Überforderung bis hin zu Burnout zur Folge hat. Etwas über zehn Prozent vergeben keine neuen Pflegeplätze. Der Einsatz von Leasingpersonal wird als "Notnagel" gesehen, ergab die Diskussion der Umfrageergebnisse. Leasingkräften fehle die Identifikation mit der jeweiligen Einrichtung, wurde argumentiert.

Die Politik müsse für mehr und besser qualifiziertes Personal sorgen, fordert der Landesverband. Dazu seien Ausbildungsplätze in ausreichender Zahl nötig, daran fehle es aber. Das neue Bachelorstudium an der FH Vorarlberg könne Engpässe nicht beseitigen, da nur 25 Studienplätze angeboten würden.

Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) weiß um die Problematik. Die Landesregierung hat eine Studie zum Personalbedarf in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Basis für künftige Strategien sein werden, sagt die Landesrätin. Kurz- und mittelfristig will man mit weiteren Kampagnen um Wiedereinsteigerinnen werben. Langfristig soll die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung forciert werden. (Jutta Berger, 9.5.2017)