Wien – Direkt vor der Universität Wien, mitten im tiefsten ÖH-Wahlkampfdschungel, wo jeden Baum ein Dreiecksständer ziert und sich niemand ohne Werbegeschenk in der Hand an den wahlkämpfenden Fraktionen vorbeischummeln kann, ist der Infostand des Kommunistischen Studierendenverband – Linke Liste (KSV-Lili) platziert. Die Größenverhältnisse sind klar verteilt: Vis-à-vis stehen die großen Hütten der ÖH-Platzhirsche, ausgerüstet mit kostspieligen Werbegeschenken.

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Der Stand des KSV-Lili, bestehend aus Biertisch und ein paar Prospekten, die mit Steinen vom Wegfliegen bewahrt werden sollen, droht unterzugehen. "Natürlich haben wir nicht die finanziellen Möglichkeiten wie die anderen, aber wir versuchen das Beste daraus zu machen", sagt ein Aktivist. Mit rund 2500 Euro Budget, das von der Bundes-KPÖ zur Verfügung gestellt wird, ist der Spielraum klein.

Mobilisierungswahl

"Für uns ist das eine Mobilisierungswahl. Vom Kommunismus werden wir hier niemanden überzeugen können. Wir müssen die, die dem Kommunismus nicht von vornherein abgeneigt sind, zur Wahl bewegen", gibt sich der Lehramtsstudent für Deutsch und Geschichte Michael Fischer pragmatisch. Einen Spitzenkandidaten hat der KSV-Lili nicht, Fischer kandidiert auf Platz zwei der Liste: "Bei uns stehen Inhalte im Vordergrund und keine Personen."

Die Uni Wien ist für die Kleinfraktion so etwas wie eine Hochburg: Vor zwei Jahren fuhr sie hier mit 6,8 Prozent ihr stärkstes Ergebnis ein, bundesweit waren es lediglich 2,5 Prozent. Gemeinsam mit den Grünen Alternativen Studierenden (Gras) und dem Verband Sozialistischer Studierender (VSStÖ) stellt man die Exekutive der ÖH an der Uni Wien. Wahlziel ist die Verdopplung von bisher einem Mandat. Der Anspruch, nach der Wahl auch Teil der Bundesexekutive zu sein, wird durchaus gestellt. Denn nur so können sie ihre wichtigste Forderung im diesjährigen Wahlkampf auch umsetzten, nämlich die Verteidigung des allgemeinpolitischen Mandats "gegen die Angriffe von Junos und AG".

Allgemeinpolitisches Mandat

Die Erhaltung des allgemeinpolitischen Mandats ist für den KSV-Lili wichtig, weil seine politischen Ziele weit über die Hochschulpolitik hinausgehen. Er fordert nicht weniger als einen Wandel des Systems, weg vom Kapitalismus, hin zum Kommunismus. Diese Forderung teilt er mit der konkurrierenden Liste KSV-KJÖ, die von der KPÖ-Steiermark finanziert wird. Differenzen gibt es aber darin, was unter Kommunismus verstanden wird: "Die stecken noch in der Sowjetzeit fest. Wir stehen für einen modernen Kommunismus", sagt ein anderer Aktivist. Ein solcher zeichne sich durch eine undogmatische, antiautoritäre und explizit feministische Haltung aus.

Für Michael Fischer (links) sind die Aktivisten des KSV-Lili "keine Träumer".
Foto: Christian Fischer

Dass dieses Ziel selbst als Teil der Exekutive schwer erreichbar ist, wisse man. "Wir sind keine Träumer", gibt sich Fischer realistisch. Dennoch will der KSV-Lili als Teil einer starken, linken ÖH Nadelstiche setzten und gesellschaftliche Änderungen bewirken: "Nur so können wir das elendige System des Kapitalismus abschaffen." Klassenkampf ohne Träumen geht doch nicht. (Jakob Sturn, 11.5.2017)