Freiwillige im Einsatz: bei Deutschkursen in Wien ...

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... und bei der Rettung.

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Wien – Gemeinsam ist den Freiwilligen im Land, dass sie angesichts großer Aufgaben und begrenzter Ressourcen rasch an ihr Leistungslimit geraten. "Die zeitliche Belastung auf Dauer ist für Berufstätige manchmal schwierig" oder "Es braucht immer wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe der Jahre – Ein- und Ausstiegsszenarien werden immer wichtiger": So lauteten zwei von vielen Antworten im Rahmen einer vom grünen Landesrat Rudi Anschober im November 2016 und Februar 2017 durchgeführten Befragung unter den "rund 10.000" Helfern im Flüchtlingsbereich in Oberösterreich.

Schwere akute Belastung wiederum schildert Bruno Berloffa, Leiter der Bergrettung in Innsbruck, dem STANDARD: "Zuerst vier Tage lang Einsatz beim Waldbrand in der Kranebitter Klamm, dann eine Bergung am Dienstag, drei Einsätze am Mittwoch und tags darauf eine schwierige Bergung aus der höchsten Wand im Gebiet", lässt er die vergangene Woche Revue passieren. Das Einsatzaufkommen steige stetig, allein 2016 habe die Ortsstelle Innsbruck mit 120 Einsätzen neuen Jahresrekord verzeichnet. "Da sind die Schulungstermine und Assistenzeinsätze noch gar nicht mitgerechnet", sagt Berloffa.

Tatsächlich würde in Österreich vieles nicht funktionieren, gäbe es nicht die rund 3,3 Millionen freiwilligen oder ehrenamtlichen Helfer. Ohne Entlohnung erfüllen sie wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Die Palette reicht von in Vereinen organisierten Feuerwehr- und Rettungsdiensten über Nachbarschaftshilfe, Deutschkurse und Betreuung für Asylwerber bis hin zu neuen Formen. Etwa dem "Virtual Volunteering" im Umwelt- oder Bildungsbereich durch Zuarbeit für NGOs am Computer oder virtuelle Hilfe.

Bessere Rahmenbedingungen

Freiwilligenengagement sei ein "Sozialkapital – sowohl aus Sicht der Organisationen, der Wirtschaft und des Staates als auch des Einzelnen", steht im 2015 veröffentlichten Zweiten Freiwilligenbericht des Sozialministeriums. Laut einem dortigen Sprecher soll er künftig periodisch erscheinen. Der Staat, so der Bericht, müsse für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen, wie etwa durch das 2012 in Kraft getretene Freiwilligengesetz.

Unterstützung gibt es auch auf Länderebene. In Niederösterreich etwa existieren eine Beratungs- und Servicestelle ("Service Freiwillige") und ein Fonds für den Fall, dass jemand bei der gemeinnützigen Tätigkeit körperlichen Schaden erleidet. In Wien, Oberösterreich, der Steiermark, Tirol und Salzburg können sich potenzielle Ehrenamtliche an ein Freiwilligenzentrum wenden, das ehrenamtliche Tätigkeiten koordiniert.

Onlinebörse in Salzburg

In Salzburg wurde darüber hinaus eine Onlinebörse für Freiwilligentätigkeiten im Sozialbereich eingerichtet. Bisher haben 7400 Menschen die Seite aufgesucht. "Rein zahlenmäßig hat sich seit 2015 besonders im Flüchtlingsbereich bei der Freiwilligenarbeit viel getan", sagt die Leiterin des Freiwilligenzentrums Salzburg, Ingrid Ebner. "Die Initiativen halten auch sehr gut." Weniger Freiwillige würden aus dem Bereich der Wiedereinsteigerinnen kommen. "Die Frauen bleiben nicht mehr so lange zu Hause." An Bedeutung hingegen gewinne die Freiwilligenarbeit von Menschen, die bereits in Pension sind.

Bei der Rekrutierung zusätzlicher Freiwilliger hätten eher die kleinen Vereine Probleme, sagt in Vorarlberg wiederum Manfred Hellrigl, Leiter des dortigen Büros für Zukunftsfragen im Amt der Landesregierung. Ihnen fehle im Vergleich zu den großen Organisationen das Wissen über Strategien und Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Weiterbildung gehe man nun neue Wege. "Die Vereine coachen sich untereinander", sagt Hellrigl. Dieser praxisorientierte Austausch würde weitaus besser angenommen als Expertenvorträge. (ars, bri, jub, ruep, spri, 24.5.2017)