Nicht wie ein Elefant im Porzellanladen, sondern wie ein Trampeltier führte sich Donald Trump bei seiner ersten Auslandsreise auf. Die Sequenz, wie er in Brüssel Montenegros Premier Duško Marković zur Seite drängte und sich zufrieden grinsend in die erste Reihe neben Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg stellte, sagt alles – ohne Worte.

Associated Press

Die haben dann vielen gefehlt, als Trump im Hauptquartier der Nato, der Montenegro im Juni als 29. Mitglied beitreten wird, so richtig loslegte und seine Partner vor laufenden Kameras brüskierte: 23 der 28 Mitgliedsstaaten zahlten immer noch nicht das, was sie zahlen sollten, polterte er. Dies sei "nicht fair" gegenüber den amerikanischen Steuerzahlern. Die säumigen Zahler seien "eine ungeheure Menge an Geld schuldig". Er ging mit keinem Wort darauf ein, dass Nato-Länder wie Deutschland bereits zugesichert hatten, mehr für Verteidigung ausgeben zu wollen, um die USA zu entlasten.

"Historisches" Treffen in Saudi-Arabien

Gleichzeitig pries er vor den versammelten Staats- und Regierungschefs der Nato-Länder sein "historisches" Treffen mit den "Führern des Nahen Ostens" in Saudi-Arabien. Diese hätten ihm versprochen, ihre "Unterstützung für radikale Ideologien zu stoppen". Das scheint Trump zufriedenzustellen und die "Bling-Bling-Besuchsinszenierung" (Copyright: Gudrun Harrer) ihn tief beeindruckt zu haben.

Die meisten Attentäter von 9/11 stammen aus Saudi-Arabien. Wenn er dann just bei der Einweihung des Nato-Mahnmals für 9/11 König Salman bin Abdulaziz als "weisen Mann" preist, klingt das wie Hohn. Trump hat zwar eine Abneigung gegen den Islam, aber eine Vorliebe für Monarchien und deren Pomp. Wie er richtigerweise feststellte, kann das neue, mehr als eine Milliarde teure Nato-Hauptquartier da nicht mithalten.

Zweifel an Verpflichtung zur Beistandspflicht

Mit seiner Standpauke verstieß Trump gegen die ungeschriebene Regel der Militärallianz, zumindest öffentlich Geschlossenheit zu demonstrieren. Das wird auch in Russland registriert worden sein – aber noch viel mehr, was der US-Präsident nicht gesagt hat: dass er an Artikel fünf festhält. Obwohl der Nato-Generalsekretär versicherte, die USA zeigten mit ihren Taten, dass sie zur Beistandspflicht stünden, bleiben Zweifel – nicht nur bei den Mitgliedsländern in Osteuropa. Auch seine Kritik an Deutschland, das wegen seiner Handelsbilanzüberschüsse "böse, sehr böse" sei, überraschte in der Tonalität. Einen G7-Plan zur Flüchtlingskrise blockierte er. Ein Diplomat fand für Trumps Auftritte laut Spiegel einen in diesen Kreisen eher unüblichen Vergleich: "Der hat uns einfach den Stinkefinger gezeigt."

Trump hatte nicht nur in Europa, sondern zuvor auch in Israel mit seinem Eintrag ins Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem für Erstaunen gesorgt. "Es ist eine Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein", schrieb Trump und setzte darunter: "So erstaunlich + werde nie vergessen." Zu Recht wurde die Frage gestellt, ob die Formulierung "erstaunlich" angesichts der Tragweite des Holocausts angemessen war.

Weil er mit China doch nicht auf Konfrontationskurs ging, wie im Wahlkampf angekündigt, hatten viele die Hoffnung, der US-Präsident beweise mehr Geschick in der Außen- als in der Innenpolitik, wo Trump zuletzt mit seinem radikalen Budgetentwurf viele vor den Kopf gestoßen hat. Seine erste Auslandsreise hat jedoch die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. (Alexandra Föderl-Schmid, 26.5.2017)