Graz – Die Neubesetzung des Aufsichtsrats des Mehrspartenfestivals Steirischer Herbst dürfte fix sein. Laut einem Schriftstück, das diesen Donnerstag in einer nichtöffentlichen Sitzung im Grazer Gemeinderat abgesegnet wird, werden der Aufsichtsratsvorsitzende der FH Joanneum, Günther Witamwas, und Ernst Brandl, Redaktionsleiter der umstrittenen FPÖ-Stadtzeitung Der Uhrturm und jahrelanger Feuilletonchef von Andreas Mölzers Zur Zeit, im Aufsichtsrat des Festivals sitzen.

Der Uhrturm erntete unter Brandls Federführung wiederholt scharfe Kritik von anderer Parteien, den steirischen Kirchen und (im Rahmen des Wahlkampfmonitorings) vom Menschenrechtsbeirat der Stadt etwa für Beiträge über Flüchtlinge. Brandl ist auch Pressesprecher von FPÖ-Stadtrat Mario Eustacchio, den ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl zu seinem Koalitionspartner machte, nachdem die FPÖ bei der Wahl im Februar nur Dritte wurde.

Spiegel der politischen Situation

Brandls Bestellung will man auf STANDARD-Nachfrage beim Festival, dessen Gebarung er künftig zu prüfen hat, nicht weiter kommentieren, außer: "Die Bestellung der Mitglieder dieses Kontrollorgans ist alleinige Sache der Eigentümer. Die Neubestellungen spiegeln die politische Situation in Graz wider."

Das ist richtig, doch bisher saß die bisherige Kulturstadträtin Lisa Rücker von den Grünen im Aufsichtsrat, obwohl sie gar nicht Teil einer Stadtkoalition war. Der jetzige Kultur- und Finanzstadtrat ist Günter Riegler (ÖVP) und wird nicht im Aufsichtsrat sitzen. Er habe aber mit Witamwas einen "umfassenden Kulturexperten und engen Vertrauten" entsandt, heißt es auf STANDARD-Nachfrage aus dem Büro Rieglers. Nachsatz: "Die Besetzung des Herrn Brandl durch die FPÖ möchte der Stadtrat nicht bewerten." Brandl selbst sagte dem STANDARD, er freue sich "auf eine interessante, spannende Aufgabe bei einer zentralen Kulturinstitution unserer Heimat". (Colette M. Schmidt, 30.5.2017)