Der überarbeitete Entwurf der "Billigschiene" in Niederösterreich.

Visualisierung: amm

St. Pölten – Was war das nicht für eine Aufregung vor etwas mehr als einem Jahr: Der niederösterreichische Wohnbaulandesrat, damals war das noch der heutige Innenminister Wolfgang Sobotka, hatte eine "Billigschiene" im geförderten Wohnbau mit dem Titel "Wohnchance NÖ" initiiert. Man müsse rasch günstigen Wohnraum für die vielen Zuwanderer schaffen, so Sobotka damals; im Jahr zuvor waren bekanntlich mehr als 110.000 Menschen aus dem Ausland nach Österreich gekommen. Einhundert Häuser zu je acht Wohneinheiten sollten geschaffen werden, mit den "billigsten Neubaumieten Österreichs".

Erste Visualisierungen ließen dann aber die Architektenschaft Alarm schlagen. Die Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien schlug vor, gemeinsam mit dem Land an vernünftigen gestalterischen Lösungen zu arbeiten. Eine Lehrveranstaltung namens "Anders günstig" wurde ins Leben gerufen, in der Studierende ein Semester lang an Lösungen arbeiteten. Diese Entwürfe wurden Ende Juni 2016 präsentiert; Helmut Frank, Leiter der Abteilung Wohnbauförderung beim Land Niederösterreich, zeigte sich "begeistert von der Kreativität der Studenten".

"Zielgruppe gab es nicht"

Und heute, ein Jahr später? "Derzeit ist keines dieser Projekte in Umsetzung", sagt Sobotkas Nachnachfolger Karl Wilfing. Ja, es hatte eine Handvoll Gemeinden gegeben, die als Modellgemeinden fungieren wollten, zahlreiche andere sollten dann dem Beispiel folgen und ebenfalls Liegenschaften für die billigen Holzbauten bereitstellen. "Aber Gott sei Dank verspüren wir derzeit keinen Druck in dieser Richtung, und die Gemeinden haben das kaum nachgefragt."

Keine einzige Gemeinde habe bisher ein Projekt realisiert. "Die Zielgruppe dafür gab es einfach nicht." Das Projekt existiere aber weiterhin, und wenn sich in einer Gemeinde herausstelle, dass es den Bedarf doch gebe, "kann es binnen kürzester Zeit umgesetzt werden", so Wilfing zum STANDARD. (Martin Putschögl, 7.6.2017)