Wien/Menlo Park/Mountain View – Eine der wichtigsten internationalen Konferenzen für Medieninnovation, der Global Editors Network (GEN) Summit, kommt 2017 wieder nach Wien. In Zeiten von Leaks (Indiskretionen in der Presse, Anm.), Algorithmen und Echokammern (in sozialen Medien wird Nutzern nur ihr genehme Information angezeigt, Anm.) braucht die Demokratie innovativen Journalismus, so das Plädoyer des Kongresses.

"Es sind bedrohliche Zeiten für uns Journalisten", berichtete GEN-Präsident Peter Bale am Freitag vor Journalisten in Wien. Als eine der größten Bedrohungen identifiziert Bale die gezielte Desinformation und Falschnachrichten (Fake News, Anm.). Aber auch die Marktmacht von Google und Facebook, die laut Bale zu den größten Medienverlagen zählen und einen Großteil der Werbeeinnahmen abziehen, würden den Journalismus bedrohen.

Trotz dieser Bedrohungen will der GEN-Summit einen hoffnungsvollen Blick auf die Branche werfen, betonte Bale. Innovation im Journalismus werde als Instrument für die Demokratie verstanden. Daher werde sich der Kongress, der von 21. bis 23. Juni in Wien stattfindet, um Disruption (Verdrängung einer bestehenden Technologie, Anm.), Innovation und Kooperation drehen. Am Podium werden neben Journalisten von internationalen Medien, wie der "Washington Post", auch Vertreter von dem sozialen Netzwerk Facebook und dem Nachrichtenportal Buzzfeed sprechen.

Fehlende Medienkompetenz

"Wenn Menschen Nachrichten lesen, wissen sie nicht mehr, wo sie sind – was ist ein Artikel, was ist Information?", beschrieb Cecile Prieur, Digitalchefin der französischen Zeitung "Le Monde", eines der Kernprobleme der Medienkonsumenten: die fehlende Medienkompetenz. In der Berichterstattung zur französischen Präsidentenwahl hat die Online-Ausgabe von "Le Monde" neben Informationen, Hintergründen und der Interaktion mit der Zielgruppe, auch Medienkonsumenten die Möglichkeit gegeben, falsche Informationen über die Wahl selbst zu identifizieren: Etwa mit einem Programm namens Decodex, das ermittelt welche Webseiten im Netz vertrauenswürdig sind, oder über Erklärvideos, die den Medienkonsumenten zeigen, wie sie die Echtheit und Herkunft eines Bildes überprüfen können.

"Es geht um einen Beitrag zur Qualitätssteigerung der Medien", betonte Wien Holding-Geschäftsführerin Sigrid Oblak die Wichtigkeit der Konferenz für den "Medienstandort Wien". Die Wiener Medienbranche werde als wichtiger Wirtschaftsfaktor gesehen. Darum unterstütze die Stadt innovative Projekte, etwa über Wettbewerbsförderung und Ausbildungsmöglichkeiten, wie mit der Wiener Journalistenausbildungseinrichtung fjum, einem Partner des GEN-Summit 2017. Bisher seien 750 Anmeldung aus internationalen Chefredaktionen eingegangen sein, berichtete Oblak. Bei dem Kongress sollen auch gezielt Start-ups gefördert werden, die dort internationale Aufträge an Land ziehen sollen. (APA, 2.6.2017)