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Die Transsibirische Eisenbahn soll ein Stück näher rücken.

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Wien – Auch wenn die Realisierung alles andere als gesichert ist: Die Nebel um die von der Industrie gehypte Breitspurbahn, mit der Österreich an die Transsibirische Eisenbahn bis nach China angeschlossen werden soll, beginnen sich ein wenig zu lichten. Der Bau des 400 Kilometer langen Schienennetzes von Košice in der Ostslowakei bis in die Nähe von Wien soll riesige Investitionen in Gleise und ein Logistikterminal mit einem Warenumschlag von 22 Millionen Tonnen bringen.

Was sich zusehends herauskristallisiert: Der Wiener Hafen oder der Güterverkehrsterminal in Wien-Inzersdorf sind aus dem Rennen. Vielmehr wird jetzt Parndorf im Burgenland als Fixstarter für den Knotenpunkt in spe gehandelt. Der burgenländische Ort liegt logistisch besonders günstig – hier treffen sich die Bahnstrecken aus der Slowakei und Ungarn, auch das Autobahnkreuz (A4 Ostautobahn und A6 Spange Kittsee) befindet sich nur wenige Kilometer entfernt. Die beanspruchte Fläche von 200 Hektar ist beachtlich, das Investitionsvolumen von knapp einer Milliarde Euro für den Terminal ebenfalls.

Umschlagplatz

Von verantwortlicher Seite wird Parndorf allerdings nicht bestätigt. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen. Es könne ebenso gut das an der Ostbahn gelegene Kittsee werden, heißt es im Verkehrsministerium. Es gehe darum, ausreichend Platz für einen Containerumschlagplatz zu haben, denn die Bahnanbindung allein reiche nicht, sagte Verkehrsminister Jörg Leichtfried auf Anfrage des STANDARD.

Fix sei nur ein Standort in der sogenannten Twin-City-Region Bratislava-Wien, sagt Robert Kredig von der Breitspur-Planungsgesellschaft der ÖBB-Infrastruktur, an der die österreichische, ukrainische, slowakische und die russische Bahn beteiligt sind. Kredig ist nach dem Besuch von Bundeskanzler Christian Kern bei Wladimir Putin am vergangenen Freitag sehr zuversichtlich, dass das Projekt realisiert wird. Der russische Präsident habe versichert, sich für den Bahnausbau einzusetzen.

Finanzierung zentraler Punkt

Als Stolpersteine gelten die Finanzierung und das zerrüttete Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine. Aber zumindest beim Geld – die Rede ist von sieben Milliarden Euro – dürften die Verantwortlichen zwei dicke Fische an der Angel haben. Sowohl der mit 40 Milliarden Dollar dotierte chinesische Seidenstraßenfonds als auch die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank – sie wurde erst vor zwei Jahren auf chinesische Initiative und als Gegengewicht zur Weltbank und den USA aus der Taufe gehoben – könnten angezapft werden. Österreich ist dort ebenso wie Russland Mitglied.

Neue Machbarkeitsstudie

Wie weit man von einer Realisierung entfernt ist, lässt sich an der Zahl der Machbarkeitsstudien ablesen. Die ersten wurden 2007 erstellt, dann weitere nach 2010. Alle wurden schubladisiert. Nun sei das Planungsbüro Bernard, Obermeyer, Valbek an der Arbeit, in wenigen Wochen soll ein Ergebnis vorliegen. Abhängig von der slowakischen Trassenführung gelten die Götzendorfer Spange (Kittsee–Neusiedl–Parndorf) samt der Schleife Kledering als potenziell geeignet.

Breitspur braucht eine eigene Trasse abseits von Bahnhöfen und weniger Sicherheitseinrichtungen, aber dafür tragfähigere Gleisbette für höhere Tonnagen – und mindestens ein Verladeterminal. (Luise Ungerboeck, Andreas Schnauder, 7.6.2017)