US-Forscher James P. Allison hält Immuntherapie bei bestimmten Krebsarten für das erste Mittel der Wahl. Besonders der Schwarze Hautkrebs (Melanom) reagiere sehr gut auf die Behandlung, sagte Allison in Tel Aviv. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet. Die Immuntherapie aktiviert die körpereigene Abwehr im Kampf gegen Tumore. Sie ist jedoch sehr teuer und schlägt nur bei einem Teil der Patienten an.

Allisons forscht seit vielen Jahren zu den T-Zell-Rezeptoren, er entdeckte, dass T-Zellen neben der Bindung an ein Antigen ein zweites Signal brauchen, um eine Immunantwort zu starten. 1995 entdeckten Allison und Mitarbeiter das CTLA-4, ein Protein, das die Abschwächung des Immunsystems durch regulatorische T-Zellen vermittelt. Durch Aktivierung der CTLA-4 lassen sich Autoimmunerkrankungen abschwächen, durch Blockade von CTLA-4 gelingt es dem Immunsystem, Krebszellen besser zu erkennen. Damit hatte er den Grundstein für die Immuntherapie gelegt. Im Gegensatz zu Medikamenten, die die Tumorzellen direkt angreifen, wird in dieser Therapievariante das Immunsystem scharfgemacht. Dies ist ein Paradigmenwechsel in der Onkologie.

Umstrukturierungen denken

"Ich bin optimistisch, dass in Zukunft zwei Drittel der Melanom-Patienten allein mit Immuntherapie geheilt werden könnten", sagte Allison, der am Sonntag in Jerusalem mit dem angesehenen Wolf-Preis in der Kategorie Medizin ausgezeichnet wird. Er ist mit 100.000 Dollar dotiert. Viele frühere Preisträger erhielten später auch den Nobelpreis.

Bei bestimmten Krebsarten könne die Immuntherapie auch die Chemotherapie ablösen, sagte Allison. In anderen Fällen, etwa bei Hirntumoren und Bauchspeicheldrüsenkrebs, sei eine Kombination verschiedener Therapien sinnvoll. "Früher gab es drei Säulen in der Krebstherapie: Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie", sagte Allison. "Heute haben wir eine vierte Säule – die Immuntherapie." (APA/red, 12.6.2017)