Daniel Koller/derStandard.at
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Die Aufregung war groß, als Apple beim iPhone 7 die Kopfhörerbuchse entfernte. "Dumm und nutzerfeindlich" lautete der Tenor der Fachpresse und vieler Fans des Herstellers. Apple ließ sich davon nicht irritieren und antwortete mit zwei Lösungsvorschlägen: entweder einen Adapter verwenden oder komplett auf kabelgebundene Kopfhörer verzichten. Für Interessierte der zweiten Lösung hatte der Konzern auch einen Ausweg parat – Bluetooth-Kopfhörer namens Airpods für 180 Euro. Nach monatelanger Verzögerung sind diese nun mit viel Geduld auch hierzulande erhältlich, der WebStandard konnte die Airpods zwei Wochen lang testen.

Erstes Pairing entzückt

Im Lieferumfang der Bluetooth-Kopfhörer sind eine weiße Kunststoffbox und ein Lightning-Kabel enthalten. Ersteres dient dem Transport und wird verwendet, um die Airpods aufzuladen. Das erste Pairing könnte nicht einfacher sein: Besagte Box muss für eine Verbindung geöffnet einfach in der Nähe eines iOS-Geräts gehalten werden, damit ein Pop-up mit Möglichkeit zur Koppelung erscheint. Einmal bestätigt, besteht eine Kommunikation mit dem verwendeten iPhone oder iPad, zudem sind die Airpods auf jedem Apple-Gerät mit derselben Apple-ID in den Bluetooth-Einstellungen vorgemerkt. Will man die Kopfhörer später etwa auf einem Macbook verwenden, benötigt es nur mehr einen einzigen Mausklick.

Überraschend gute Passform

Die nächste positive Überraschung dann beim Ersteinsatz. Die Airpods passen im Gegensatz zu den kabelgebundenen Kopfhörern wie angegossen. Zum Vergleich wurde bei weiteren zehn Personen ein kurzer Tragetest vollzogen, bei dem dieser Eindruck bestätigt wurde. Bei einer Gegenüberstellung der kabellosen und der kabelgebundenen Kopfhörer von Apple ist in puncto Form kaum ein Unterschied wahrzunehmen. Die Airpods sind ein wenig dicker, passen dafür deutlich besser. Selbst beim Joggen, schnellerem Radfahren oder testweise wildem Herumgehüpfe bleiben die Kopfhörer überraschenderweise im Ohr und sind auch nach mehreren Stunden noch angenehm zu tragen.

Nutzungserlebnis zum Teil enttäuschend

Die Verwendung der Apple-Kopfhörer gefällt zum Teil, enttäuscht allerdings auch. Die Airpods registrieren, ob diese im Ohr sind, und stoppen die Wiedergabe, sobald man einen der Stöpsel entfernt. Dies funktioniert sehr zuverlässig, kann in den Einstellungen zudem deaktiviert werden. Mittels Touchpad auf den Hörern lässt sich ferner Siri ansteuern oder die Wiedergabe starten und stoppen – dies funktioniert allerdings im Test mehr schlecht als recht. Erst nach mehreren Versuchen meldet sich Siri, die wiederum dann zumeist nichts versteht. Um den Ton per Sprachbefehl anzupassen oder ein anderes Lied abzuspielen, braucht es somit viel Geduld. Dies soll sich mit iOS 11 übrigens ändern, da man mittels Doppeltipp auf die Kopfhörer Lieder überspringen oder zum vorherigen wechseln kann.

Die Airpods von Apple vorgestellt.
Apple

Sound nicht Premium, aber in Ordnung

Der Sound der Airpods ist in Ordnung. Im Vergleich zu Apples kabelgebundenen Kopfhörern auf jeden Fall besser, aber immer noch Mittelmaß. Der Klang ist recht klar, im Vergleich zu den Earpods auch mit Bass gestützt. Durch die geringe Abschirmung klingt es allerdings doch etwas verwaschen, zudem trüben Außengeräusche das Klangerlebnis. Audiophile dürften für 180 Euro bestimmt eine bessere Alternative finden, für den Normalnutzer liefern die Kopfhörer allerdings ausreichende Qualität. Bei einem Telefonat klingen die Kopfhörer übrigens für beide Teilnehmer zufriedenstellend.

Der Star der Airpods

Star der Kopfhörer ist allerdings Apples W1-Chip. Dieser sorgt dafür, dass das Pairing und ein Wechsel auf ein anderes Gerät ausgezeichnet funktionieren, kümmert sich um das Akku-Management und sorgt ferner dafür, dass die Kopfhörer im Vergleich mit anderen drahtlosen Produkten tatsächlich eine deutlich höhere Reichweite aufweisen. Der Chip findet sich neben den Airpods bereits in anderen Kopfhörern der Marke Beats – etwa Solo 3 oder Powerbeats 3. Genannte Vorteile kommen allerdings nur zum Tragen, wenn man sich auf Apples Ökosystem einlässt – die Nutzung mit Windows-Rechner oder Android-Smartphone ist zwar möglich, allerdings verliert man genannte Zusatznutzen.

Gute Laufzeit, zweifelhafter Umgang mit Akkus

In puncto Akku kann man den Airpods viel Lob, allerdings auch einiges an Kritik aussprechen. Bei täglich mehrstündiger Verwendung sind Box und Kopfhörer erst nach einer ganzen Woche ohne Power. Nach circa zwei bis drei Stunden an der Steckdose ist die weiße Transportbox dann auch wieder einsatzbereit – und somit auch die Kopfhörer. Wer allerdings Probleme mit einem der drei Akkus bekommt, muss tief in die Tasche greifen. 55 Euro verlangt Apple für jeden einzelnen Tausch – selbst innerhalb der Garantiezeit. Danach sind pro Element 75 Euro fällig. Bei einem Akkutausch der Kopfhörer und Transportbox ist es somit günstiger, sich neue Airpods zu kaufen. Das ist inakzeptabel.

(K)ein Hingucker

Über das Design der Airpods lässt sich zuletzt streiten. Bei der Vorstellung der Kopfhörer spotteten etliche Nutzer und zogen Vergleiche mit Bürstenköpfen von elektrischen Zahnbürsten. Etwas eigenartig wirken die Airpods anfangs beim Tragen schon, nach einer gewissen Zeit und regelmäßiger Verwendung fallen diese zumindest dem Träger kaum mehr auf. Da man außerdem immer häufiger Menschen mit Airpods in den Ohren trifft, wird die Akzeptanz hierbei wohl steigen. Recht präsent sind die Kopfhörer auf jeden Fall.

Fazit

Bei den Airpods hat Apples vieles richtig gemacht. Der W1-Chip löst lästige Probleme, die drahtlose Kopfhörer so an sich hatten. Die Airpods sind zudem sehr angenehm zu tragen, weisen eine vergleichsweise hohe Akkulaufzeit auf und haben einen Klang, der absolut in Ordnung ist. Hier hat man das Gefühl, dass die Airpods den hohen Preis wert sind. Wenn man dann wiederum mit Siri herumkämpfen muss, um den Ton anzupassen, einen Kopfhörer verliert und Apple 55 Euro überweisen muss oder sich mit ihnen im Ohr im Spiegel ansieht, verfliegt dieses Gefühl sehr schnell wieder. Insgesamt sind die Airpods gute Bluetooth-Kopfhörer, nicht aber die drahtlose Revolution, die Apple anstrebt. (Daniel Koller, 22.7.2017)