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Großeinsatz in Alexandria.

Foto: Reuters/Roberts

Alexandria – Washington unter Schock: Bei einem Schusswaffenangriff auf ein Baseball-Team aus republikanischen Kongressmitgliedern ist der prominente Abgeordnete Steve Scalise lebensgefährlich verletzt worden. Scalise ist weiterhin in Lebensgefahr. Eine Kugel habe sein Becken durchschlagen, Knochen gebrochen sowie innere Organe verletzt, wie das "Medstar Washington Hospital Center" am späten Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte. Es seien weitere Operationen notwendig, sein Zustand sei weiter kritisch.

US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania besuchten den 51-Jährigen im Krankenhaus und überbrachten ihm Blumen, wie das Weiße Haus mitteilte.

Während des von einem mutmaßlichen Einzeltäter verübten Überfalls am Mittwoch nahe der US-Hauptstadt wurden mindestens sechs weitere Menschen verletzt.

Der Angreifer wurde von der Polizei erschossen. Er handelte womöglich aus politischen Motiven: US-Medien beschrieben ihn als fanatischen Linksaktivisten.

Die Bundespolizei FBI identifizierte den Täter als den 66-jährigen James Hodgkinson aus dem Mittelweststaat Illinois. Angaben zu seinen möglichen Motiven machte sie zunächst nicht. Laut Medienberichten war Hodgkinson ein leidenschaftlicher Unterstützer des linksgerichteten demokratischen Senators und ehemaligen Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders und ein ebenso vehementer Gegner von US-Präsident Donald Trump.

Der aus dem Arbeitermilieu stammende Mann hatte demnach als Freiwilliger für Sanders' Präsidentschaftskampagne gearbeitet. Eine Vorgeschichte als politischer Extremist hatte er offenbar nicht. Bekannte beschrieben ihn als umgänglichen und beliebten Mann. Hodgkinsons Frau sagte dem Sender ABC News, ihr Mann habe in den vergangenen zwei Monaten in Alexandria bei Washington, dem Ort des Angriffs, gelebt. Einen Grund nannte sie nicht.

Sanders, der im vergangenen Jahren in den Vorwahlen der Demokraten gegen Ex-Außenministerin Hillary Clinton unterlegen war, sah sich veranlasst, sich von dem Gewaltakt zu distanzieren. "Diese abscheuliche Tat widert mich an", erklärte er. Gewalt sei in jeglicher Form "in unserer Gesellschaft inakzeptabel".

Trump zeigte "tief traurig über diese Tragödie". Zugleich rief der Präsident, der selber immer wieder mit polemischen Attacken die politische Debatte angeheizt hat, zu Einheit über alle Parteigrenzen hinweg auf. "Wir sind am stärksten, wenn wir vereint sind, wenn wir zusammen für das gemeinsame Wohl arbeiten", sagte er.

Das Basketball-Team der Republikaner war in den Morgenstunden in Alexandria beschossen worden, während es für ein am Donnerstag geplantes Traditionsspiel gegen die Demokraten trainierte. Dabei wurde Scalise, welcher der republikanischen Fraktionsspitze im Repräsentantenhaus angehört, an der Hüfte verletzt. Der Zustand des 51-Jährigen wurde von seinem Büro zunächst als "stabil" beschrieben, vor seiner Operation habe er mit seiner Frau telefoniert.

BBC News

Nach der Operation teilte das Krankenhaus MeStar dann aber mit, Scalise sei schwer verletzt worden und befinde sich "weiterhin in lebensgefährlichem Zustand". Gefährlich verletzt wurde bei dem Überfall auch ein Lobbyist, wie dessen Arbeitgeber mitteilte.

Bei den übrigen mindestens fünf Verletzten handelt es sich nach Angaben aus unterschiedlichen Quellen um zwei Polizisten, zwei weitere Abgeordnete sowie einen Kongressmitarbeiter. Keiner von ihnen wurde demnach lebensgefährlich verletzt. Der Abgeordnete Roger Williams verstauchte sich den Knöchel, sein Kollege Gary Palmer verletzte sich am Bein.

Zwei Beamte der für den Schutz des Kongresses zuständigen Polizeibehörde waren während des Trainings anwesend gewesen und hatten das Feuer des Angreifers erwidert. Wenige Minuten später stießen örtliche Polizisten hinzu.

Der Angreifer habe sich einen rund zehnminütigen Schusswechsel mit der Polizei geliefert, wie der dabei anwesende Senator Jeff Flake im Sender CNN berichtete. Der Täter wurde dann mit Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, wo er wenig später starb. Ohne die Präsenz der Polizei "hätte niemand überlebt", sagte der Senator Rand Paul. "Ohne sie wäre es ein Massaker gewesen." (APA, 14.6.2017)