Der Abriss der historischen Dachkonstruktion aus Stahl und Glas stößt den Kritikern sauer auf.

Foto: Dimitris Manikas

Noch 2008 hatte das Bundesdenkmalamt eine Erhaltung der Konstruktion beschieden.

Foto: Peter Bogner

Wien – Der Konflikt im Wiener Künstlerhaus rund um die Umgestaltungspläne von Investor Hans-Peter Haselsteiner nimmt kein Ende. In einer am Mittwoch einberufenen Pressekonferenz machten ehemalige Mitglieder des Traditionshauses ihrem Ärger Luft, sprachen von Demokratiedefiziten sowie der Zerstörung historischer Bausubstanz. Schon im März hatte die Gruppe die Künstlerhaus-Führung in einem offenen Brief kritisiert. Zu den 14 Unterzeichnern zählten die ehemaligen Präsidenten der Künstlervereinigung Joachim Lothar Gartner und Manfred Nehrer, die Architekten Martin Kohlbauer und Dimitris Manikas sowie die Künstlerinnen ONA B. und Ulrike Truger.

Ausgangspunkt des Streits ist die Ende 2015 beschlossene Neugründung einer Betreibergesellschaft, an der Hans-Peter Haselsteiners Familienprivatstiftung 74 Prozent und das Künstlerhaus die restlichen 26 Prozent halten. Die Haselsteiner-Stiftung soll bis zu 40 Millionen Euro für die Sanierung des Gebäudes aufwenden. Im Gegenzug will man auf einem Teil der Ausstellungsfläche die Sammlung Essl präsentieren. Sie wurde 2014 von Haselsteiner "gerettet" und zuletzt als Dauerleihgabe unter Aufwendung öffentlicher Mittel an die Albertina übergeben.

Michael Pilz, Präsident des Trägervereins seit 2012, sprach von "pathologischen Unruhestiftern", die sich für verlorenen Einfluss rächen wollten. "Das ist endlich ein Grund, dass ich all diese Personen aus der Vereinigung ausschließen werde", vertraute er damals der APA an. Auch Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel wies die Kritik scharf zurück. Ende Mai machte man die Drohung wahr und schloss die Kritikergruppe per Vorstandsbeschluss mit einer Gegenstimme aus der rund 500 Mitglieder umfassenden Vereinigung aus.

Umbau statt Generalsanierung

In der Pressekonferenz monierten die Ausgebooteten nun, dass es sich nicht wie angedacht um eine Generalsanierung des Hauses handle, sondern um einen massiven Umbau, bei dem ursprünglich denkmalgeschützte Teile wie der Plastikersaal mit seinem historischen Stahltragwerk und Oberlicht-Glasdach zerstört würden. Tatsächlich wurde mit dem Abriss der Konstruktion bereits begonnen. Mit dem Umbau des Hauses wurde die Strabag beauftragt, mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) habe man sich geeinigt. "Ein langwieriger Prozess", wie Peter Zawrel der APA mitteilte. Aber das BDA könne seine Meinung im Laufe der Zeit auch ändern. So habe die Behörde 1964 etwa zugestimmt, das Künstlerhaus abzureißen, 15 Jahre später aber unter Denkmalschutz gestellt, gab Zawrel zu bedenken.

Am Meinungsschwenk des BDA stoßen sich nun die Kritiker. Sie zitierten aus einem Bescheid von 2008, der dem "Standard" vorliegt, in dem die Behörde festhält, "dass die (…) historischen Stahltragwerke über dem Plastikersaal (…) zukünftig erhalten bleiben". 2016 soll dies mit einem neuen Bescheid gefallen sein.

Von den Kritikern aufgegriffen wurde auch eine Aussage von Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder im "Kurier", wonach man "die Ausstellungsflächen in jenen Zustand zurückführen" wolle, den sie ursprünglich gehabt hätten. "Unsere Vision ist es, den größten Oberlichtsaal Österreichs wiederherzustellen", so Schröder 2015. Aus der Albertina hieß es dazu nun, dass man mit dem Umbau nichts zu tun habe und die betroffenen Räumlichkeiten "nicht von der Albertina bespielt werden".

Hausverbot und Klagsdrohung

Tatsächlich soll Platz für Büros und Veranstaltungsräume geschaffen werden. Dass die Umbaupläne für die Mitglieder zu spät einsehbar und damit auch nicht mehr beeinflussbar gewesen seien, kritisierte die ausgeschlossene Bereichskoordinatorin der ArchitektInnen, Ute Bauer-Wassmann. Zawrel widerspricht dieser Darstellung. Künstler wie ONA B. oder Walter Kölbl stießen sich am Umgang mit kritischen Stimmen. So habe man etwa Hausverbot bekommen und sei per Klagsdrohung angewiesen worden, über Vereinsinterna Stillschweigen zu bewahren. Meinungsvielfalt sei allerdings in den Statuten des Künstlerhauses verankert, so die Kritiker. Peter Zawrel bestritt die Vorwürfe. Er hatte sie zuletzt als "Agglomeration aus Gerüchten, Lügen und Unterstellungen" bezeichnet. (Stefan Weiss, 14.6.2017)