Dany Cotton ist seit 29 Jahren bei der Londoner Feuerwehr.

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Sie sei kein 1,90 Meter großer Mann mit "behaartem Arsch", erklärte Dany Cotton Anfang des Jahres in einem Interview mit dem "Guardian". Die 1969 Geborene, seit Jänner Chefin der Londoner Feuerwehr mit 4800 Einsatzkräften, spielte mit der Aussage auf den Kampf an, den sie führt, seit sie 1988 als 18-Jährige der London Fire Brigade beitrat. Die Eltern wollten sie studierend auf der Uni sehen, doch sie bewarb sich stattdessen auf ein Stellenangebot, mit dem ausdrücklich Frauen, Farbige und Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen wurden.

Die Eltern waren schockiert und hatten Angst, sie würde bei der männerdominierten Feuerwehr untergehen. "Ich wusste nicht, weshalb eine Frau etwas nicht tun sollte", sagte sie und verwies auf starke Frauen in der Familie. Schließlich wurde sie angenommen – als erst 30. Frau bei der Londoner Feuerwehr.

"Es entmännlicht ihren Beruf"

Der Drill zu Beginn, sagte sie, war verdammt hart, viele Frauen gaben wieder auf. Cotton hielt durch und arbeitete sich in nun mittlerweile 29 Jahren bis an die Spitze hinauf – als erste Frau überhaupt. Doch die Angriffe hörten nicht auf. Auch heute noch bekomme sie, unverheiratet, aber mit einem erwachsenen Stiefsohn, zu hören, dass sie den Job nur bekommen habe, weil sie eine Frau sei. Cottons Vermutung: "Ihr Problem ist: Wenn eine Frau das machen kann, dann kann das nicht so eine heldenhafte Aufgabe sein. Es entmännlicht ihren Beruf."

Daher ist auch eines ihrer Ziele als Feuerwehrchefin, mehr Frauen in ihre Behörde zu holen. In diesem Sinne plädiert sie dafür, "Feuerbekämpfer" statt "Feuerwehrmann" zu sagen, das würde einen "großen Unterschied" machen. Zudem verwies Cotton bei ihrem Amtsantritt darauf, dass es immer noch zu wenige Rauchwarnmelder in Londons Häusern gebe. Es sei eine Tragödie, dass Menschen sterben, nur weil sie nicht vor dem Feuer gewarnt würden. "Wir kommen vorbei und bringen einen Rauchmelder an – kostenlos", appellierte sie an die Londoner.

Kein Rauchalarm im Grenfell Tower

Gewarnt wurden auch die Bewohner des Grenfell Tower nicht, als am Mittwoch ein Großbrand ausbrach. Seitdem steht Dany Cotton im Dauerakkord vor Mikros, um inmitten dieser Katastrophe die richtigen Worte zu finden. Zu den Gründen kann und will sie vorerst nichts sagen – und somit auch nicht zur Anweisung der Feuerwehr, im Brandfall in den Wohnungen zu bleiben. Dort sei man sicher, hieß es. Dass dem aber nicht so war, ist mittlerweile bekannt. (Kim Son Hoang, 16.6.2017)