Trotz Leistungssprung mit der Xbox One X soll die erste Xbox One noch lange weiterleben.

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Die E3 hat die Vorstellung vieler neuer Spiele gebracht, aber auch eine große Enthüllung für Konsolenspieler: die Xbox One X. Mit einem deutlichen Hardwaresprung zur Xbox One und One S will Microsoft gegenüber dem Konkurrenten Sony an Boden gutmachen, zumal sich die Playstation 4 bislang deutlich besser verkauft.

Der GameStandard hatte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Albert Penello. Der Manager leitet die Marketing-Agenden der Xbox-Abteilung bei Microsoft.

"Super-gesunde" Konsolenbranche

Penello sieht das Konkurrenzverhältnis zwischen Microsoft und Sony weniger eng, als es medial meist dargestellt wird. "Eigentlich sehe ich eine super-gesunde Branche", fasst er seinen Blick auf den Status quo zusammen. Er selbst besitze neben einer Xbox auch eine Playstation und eine Switch und freut sich über das erfolgreiche Comeback von Nintendo.

"Es ist gut, dass die Playstation 4 Pro das Thema 4K ins Gespräch gebracht hat", erklärt er zu einem der wichtigsten Verkaufsargumente der vormals unter dem Arbeitstitel "Scorpio" geführten Xbox One X. Man habe selbst versucht, die maximale Rechenkraft in den Formfaktor der Konsole zu stecken und gleichzeitig Abwärtskompatibilität zu liefern. Man habe nun "die Leistung, um Highend-PC-Gaming ins Wohnzimmer zu bringen".

PC vs. Konsolen wie Bastler vs. Genießer

Dass die Unterscheidung zwischen Konsolen und PCs trotz mittlerweile sehr ähnlicher Hardware auf lange Sicht verschwinden wird, denkt Penello allerdings nicht. "PCs und Konsolen haben gemeinsam existiert, seit es Gaming gibt", so der Manager. "Ich glaube, egal welches Hobby man betrachtet – egal ob Kochen, Autos oder Holzarbeit –, es gibt immer Leute, die gern basteln und welche, die einfach nur genießen wollen."

Eine Konsole ermögliche einen einfachen Zugang zu Spielen, ein Spiele-PC hingegen mehr Individualisierung und Vielseitigkeit. Was sich allerdings ändere, sei, dass immer mehr Menschen auf immer mehr Geräten spielen. Zu PC und Konsolen, weil es günstiger geworden sei und mehr gute Games erscheinen als je zuvor.

Weiter warten auf Xbox VR

Was auf der Vorstellung der Xbox One X fehlte, obwohl auf der Playstation 4 schon seit längerem möglich, war das Theme Virtual Reality. Dabei hatte man bereits vergangenes Jahr erklärt, die nächste Xbox werde "für VR" gebaut. Penello beschwichtigt hier. "Microsoft setzt stark auf Virtual und Augmented Reality", sagt Penello unter Verweis auf Hololens und die in den nächsten Monaten erscheinenden VR-Brillen für Windows 10.

Bei Xbox sei man "dieses Jahr" auf die Konsole und das frische Games-Lineup fokussiert. "Später" werde man aber auch Ankündigungen zu kommenden VR-Features der neuen Xbox machen. Einen konkreten Zeitpunkt wollte sich der Manager allerdings nicht entlocken lassen.

Erste Xbox One soll noch lange leben

Der deutliche Leistungszuwachs der "Scorpio" wirft allerdings auch eine andere Frage auf. Nämlich hinsichtlich der Lebensdauer der ersten Generation der Xbox One. Gefragt, wann möglicherweise das erste Spiel erscheint, das zumindest die Xbox One X als Plattform voraussetzt, reagierte Penello ausweichend.

"Die Konsumenten werden uns sagen, wann es Zeit ist, den nächsten Schritt zu machen." Es sei allerdings eine falsche Annahme, dass die Entwicklung von Spielen für die neue Konsole durch ihre Vorgänger zurückgehalten würde. Viel mehr würde von jeder Verbesserung für Spiele auf der Xbox One S auch deren Umsetzung auf der Xbox One X profitieren – und umgekehrt. Gefragt, ob er erwarte, dass die erste Xbox One auch bis in die 2020er-Jahre überlebt, meint Penello: "Ja, das denke ich absolut."

Die Zukunft des Gamings: Mehr Kreativität

Von der Zukunft das Gamings in den nächsten fünf bis zehn Jahren erwartet sich der Xbox-Marketingchef vor allem mehr "gute Geschichten". Die Branche werde stark davon profitieren, dass nicht nur Spiele, sondern auch Spieleentwicklung für immer mehr Menschen zugänglich wird. Das zeigten auch schon eigene Lineup-Titel wie das Indiegame "The Artful Escape".

Mehr Partizipanten brächten auch mehr Kreativität – das habe sich auch schon im TV-Geschäft durch zahlreiche neue Hit-Produktionen durch neue Teilnehmer wie Netflix gezeigt. (Georg Pichler aus Los Angeles, 21.6.2017)

Hinweis im Sinne der Leitlinien: Die Reise nach Los Angeles erfolgte auf Einladung von Xbox EMEA.