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Die Vorfahrin aller heutiger Hauskatzen: Felis silvestris lybica, auch Falbkatze oder Afrikanische Wildkatze genannt. Einer neuen Studie zufolge wurden diese Tiere vor rund 10.000 Jahren erstmals im Nahen Osten gezähmt. Ihre häuslicheren Nachfahren gelangten vor etwa 6000 Jahren nach Europa.

Foto: Picturedesk/TONY CAMACHO

Nature Video zur Studie.

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Paris/Wien – Der Siegeszug der Hauskatze ist im 21. Jahrhundert nicht zu übersehen. Der weltweite Bestand der Tiere wird auf etwa eine Milliarde geschätzt, das Internet dominieren sie sowieso. Als Haustiere können sie auf eine lange Geschichte zurückblicken: Die ältesten Funde domestizierter Katzen stammen aus Zypern und werden auf 9500 Jahre datiert.

Aus den danach folgenden Jahrtausenden sind Spuren domestizierter Katzen unter anderem aus Mesopotamien und China bekannt. Zur größten Verehrung vor dem Aufkommen von Social Media brachten sie es schließlich vor rund 3600 Jahren im alten Ägypten. Aber wo und wann genau es zur Domestizierung kam, ist nach wie vor nicht vollständig geklärt.

Felis silvestris lybica, die Ahnin aller Stubentiger

Um Licht ins Dunkel der Katzendomestikation zu bringen, analysierte nun ein Forscherteam um Eva-Maria Geigl von der Universität Paris-Diderot genetisches Material aus den Überresten von mehr als 200 Katzen aus Fundstätten im Nahen Osten, in Afrika und Europa und verglich sie mit dem Erbgut heute lebender Katzen. Die Funde, aus denen die Wissenschafter frühere DNA extrahierten, stammen aus steinzeitlichen Stätten, aus ägyptischen Tiermumien, aber auch aus Wikingergräbern und sind zwischen 100 und 9000 Jahre alt. Tatsächlich verfeinern die Ergebnisse, die Geigl und Kollegen nun in "Nature Ecology & Evolution" vorlegen, unser Wissen über die Stubentiger in einigen Punkten deutlich.

So zeigen die DNA-Analysen, dass alle heutigen Hauskatzen von nur einer Unterart der Wildkatze abstammen: von Felis silvestris lybica, auch Falbkatze genannt, die in Nordafrika und im Nahen Osten vorkommt. Zuerst dürften Wildkatzen dieser Art demnach vor rund 10.000 Jahren im Nahen Osten gezähmt worden sein. Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft hatte der Mensch erstmals in der Geschichte die Möglichkeit, größere Mengen an Vorräten zu lagern, was aber auch neue Probleme mit sich brachte: Ungeziefer.

Zweite Domestikation?

Die ersten Bauern dürften in den Wildkatzen schnell einen effektiven Schutz gegen Nagetiere erkannt haben und besonders umgängliche Tiere ausgewählt haben. Im Lauf der Zeit breiteten sich die ersten Hauskatzen dann über Handels- und Migrationswege immer weiter aus, Südosteuropa erreichten sie den Forschern zufolge bereits vor rund 6000 Jahren. Doch die genetischen Spuren deuten noch auf eine zweite Ausbreitungswelle der Stubentiger hin: Im alten Ägypten waren die Tiere besonders verbreitet und gelangten von dort aus ebenfalls in großer Zahl nach Europa.

"Ob die ägyptischen Hauskatzen von denen aus dem Nahen Osten abstammen oder ob es dort zu einer zweiten, unabhängigen Domestikation kam, ist noch unklar", sagte Erstautor Claudio Otti von der Universität Löwen.

Einen anderen Aspekt konnte die Studie hingegen klären: Die Katzenzüchtung nach ästhetischen Gesichtspunkten dürfte erst vergleichsweise spät aufgekommen sein. Während die altertümlichen Katzen noch meist wie Wildkatzen gemustert waren, kamen heute typische Fellzeichnungen erst im 18. Jahrhundert auf. (David Rennert, 20.6.2017)